Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:ins_herz_von_asien

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung
wiki:ins_herz_von_asien [2018/10/11 04:16] norbertwiki:ins_herz_von_asien [2021/04/29 07:29] – [Ein Reise-Vorbericht] norbert
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Auf neuen Wegen ins Herz von Asien ====== ====== Auf neuen Wegen ins Herz von Asien ======
 ===== Ein Reise-Vorbericht ===== ===== Ein Reise-Vorbericht =====
 +von ''Norbert Lüdtke'', zuerst erschienen im TROTTER 1999
  
-von ''Norbert Lüdtke''  
-Zuerst erschienen im TROTTER 1999 
 Reisen und lesen – diese beiden Leidenschaften verbinden sich hier zu einem Bericht der besonderen Art. Auf der von uns geplanten Reiseroute sind schon viele gewandert und manche haben ihre Reise in Büchern beschrieben. Viele dieser Bücher fanden sich in meinem Archiv und was lag näher, als in Gedanken und Phantasien schon einmal vorauszureisen? Dieser Reisevorbericht verflicht entlang unserer geplanten Reiseroute bekannte und unbekannte, aber jedenfalls authentische Berichte früherer Reisender und deutet so ein Stück Reisegeschichte an. Reisen und lesen – diese beiden Leidenschaften verbinden sich hier zu einem Bericht der besonderen Art. Auf der von uns geplanten Reiseroute sind schon viele gewandert und manche haben ihre Reise in Büchern beschrieben. Viele dieser Bücher fanden sich in meinem Archiv und was lag näher, als in Gedanken und Phantasien schon einmal vorauszureisen? Dieser Reisevorbericht verflicht entlang unserer geplanten Reiseroute bekannte und unbekannte, aber jedenfalls authentische Berichte früherer Reisender und deutet so ein Stück Reisegeschichte an.
  
Zeile 26: Zeile 25:
 Und was kam nach dem Zweiten Weltkrieg? Unsere Brüder und Schwestern aus der ehemaligen Tätärä erkämpften sich schon mal die Möglichkeit hierher zu reisen. Die einen, weil sie halblegale Schleichwege kannten, die anderen, weil sie an offiziellen Exkursionen und Expeditionen teilnehmen durften. //»Abseits der großen Straßen«// (Berlin: Verlag der Nation 1970) bewegt sich ''Klaus Hemmo'' und findet zahlreiche Zeugnisse der segensreichen Wirkungen kommunistischer Ingenieure. Von archäologischen Erkundungen berichten ''Georg Renner'' und ''Christa Selic'' in //»Abseits der großen Minarette. Reisen in das Land zwischen Amu- und Syrdarja«// (Leipzig: VEB F.A. Brockhaus 1982). Reisen bedurften in der DDR stets eines guten sozialistischen Grundes; die individuelle Reiselust mußte sich zwischen den Zeilen verstecken. //»Bergsteiger aus der Deutschen Demokratischen Republik auf den Hochgipfeln des Pamirs – gewiß keine alltägliche Sache … wird jedoch in unserem Lande stets nur einem relativ kleinen Kreis befähigter und ausgewählter Bergsteiger möglich sein«// (''Krause, Jensen, Rump'': Pamir – zwei Handbreit unterm Himmel, Berlin: Sportverlag 1977).\\  Und was kam nach dem Zweiten Weltkrieg? Unsere Brüder und Schwestern aus der ehemaligen Tätärä erkämpften sich schon mal die Möglichkeit hierher zu reisen. Die einen, weil sie halblegale Schleichwege kannten, die anderen, weil sie an offiziellen Exkursionen und Expeditionen teilnehmen durften. //»Abseits der großen Straßen«// (Berlin: Verlag der Nation 1970) bewegt sich ''Klaus Hemmo'' und findet zahlreiche Zeugnisse der segensreichen Wirkungen kommunistischer Ingenieure. Von archäologischen Erkundungen berichten ''Georg Renner'' und ''Christa Selic'' in //»Abseits der großen Minarette. Reisen in das Land zwischen Amu- und Syrdarja«// (Leipzig: VEB F.A. Brockhaus 1982). Reisen bedurften in der DDR stets eines guten sozialistischen Grundes; die individuelle Reiselust mußte sich zwischen den Zeilen verstecken. //»Bergsteiger aus der Deutschen Demokratischen Republik auf den Hochgipfeln des Pamirs – gewiß keine alltägliche Sache … wird jedoch in unserem Lande stets nur einem relativ kleinen Kreis befähigter und ausgewählter Bergsteiger möglich sein«// (''Krause, Jensen, Rump'': Pamir – zwei Handbreit unterm Himmel, Berlin: Sportverlag 1977).\\ 
 Mit diesen seit Jahrzehnten ersten Berichten ostdeutscher Reisender deuteten sich vorsichtige Öffnungen an. Über Intourist konnte man etwa ab Mitte der siebziger Jahre nach Samarkand, Buchara, Taschkent, Chiwa und Fergana reisen; Kohlhammer reagierte 1978 vorsichtig mit einem Reiseführer über »Sibirien und Zentralasien«, alles zusammen auf 164 Seiten! Zur gleichen Zeit erschien ein Führer von Prestel über »Turkestan, Taschkent, Buchara, Samarkand«. \\  Mit diesen seit Jahrzehnten ersten Berichten ostdeutscher Reisender deuteten sich vorsichtige Öffnungen an. Über Intourist konnte man etwa ab Mitte der siebziger Jahre nach Samarkand, Buchara, Taschkent, Chiwa und Fergana reisen; Kohlhammer reagierte 1978 vorsichtig mit einem Reiseführer über »Sibirien und Zentralasien«, alles zusammen auf 164 Seiten! Zur gleichen Zeit erschien ein Führer von Prestel über »Turkestan, Taschkent, Buchara, Samarkand«. \\ 
-Der Zerfall der Sowjetunion kündigte sich bereits vor 1989 an und wühlte die Region lange auf; in Tadschikistan ist es bis heute unruhig. Ab 1990 konnte man auf den Jahrestreffen der dzg ungläubig und staunend den Berichten unserer neuen Mitglieder aus den Neuen Bundesländern lauschen und ihre Dias sehen. Tricks, russische Sprachkenntnisse und Freunde, in Kladden gesammelte Informationen und handgezeichnete Karten, improvisierte Ausrüstung und eine Bomben-Kondition für Märsche mit 30 bis 40 kg Gepäck waren die Grundlage halb- bis illegaler Exkursionen in nahezu unbewohnte Gebiete Mittelasiens. Auch ''Gustav Ginzel'' weiß aus eigenem Erleben über solche Expeditionen zu berichten, man findet im »Misthaus« in der Tschechischen Republik oder, wie 1998, beim Jahrestreffen der dzg.\\  +Der Zerfall der Sowjetunion kündigte sich bereits vor 1989 an und wühlte die Region lange auf; in Tadschikistan ist es bis heute unruhig. Ab 1990 konnte man auf den Jahrestreffen der dzg ungläubig und staunend den Berichten unserer neuen Mitglieder aus den Neuen Bundesländern lauschen und ihre Dias sehen. Tricks, russische Sprachkenntnisse und Freunde, in Kladden gesammelte Informationen und handgezeichnete Karten, improvisierte Ausrüstung und eine Bomben-Kondition für Märsche mit 30 bis 40 kg Gepäck waren die Grundlage halb- bis illegaler Exkursionen in nahezu unbewohnte Gebiete Mittelasiens. Auch ''Gustav Ginzel'' wusste aus eigenem Erleben über solche Expeditionen zu berichten, in seinem »Misthaus« in der Tschechischen Republik.\\  
-Derzeit können alle Länder Zentralasiens bereist werden, aber leicht gemacht wird es nicht und Individualtourismus scheint nach wie vor unerwünscht zu sein. Das Auswärtige Amt warnt massiv vor Reisen nach Tadschikistan. DuMont hat 1998 den Kunst-Reiseführer »Zentralasien« erneut aufgelegt. Von Lonely Planet ist 1996 »Central Asia« erschienen und die »Silk Route by Rail« ist 1997 von Trailblazer ebenfalls erneut aufgelegt worden.\\ +
 Düster sieht es bei den Karten aus. Vor Ort gibt es Land- und Städtekarten in unterschiedlicher Qualität. In Deutschland findet sich Zentralasien wechselweise als nördlichster Teil des Nahen Ostens, als westlichster Teil Westchinas oder als südlichster Teil des östlichen Rußlands mit Maßstäben zwischen 1:3,5 Millionen und 1:5 Millionen. Eine erste Zentralasienkarte erschien im Mai 1999 bei freytag & berndt im Maßstab von 1:1,75 Millionen und umfaßt das südliche Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Düster sieht es bei den Karten aus. Vor Ort gibt es Land- und Städtekarten in unterschiedlicher Qualität. In Deutschland findet sich Zentralasien wechselweise als nördlichster Teil des Nahen Ostens, als westlichster Teil Westchinas oder als südlichster Teil des östlichen Rußlands mit Maßstäben zwischen 1:3,5 Millionen und 1:5 Millionen. Eine erste Zentralasienkarte erschien im Mai 1999 bei freytag & berndt im Maßstab von 1:1,75 Millionen und umfaßt das südliche Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan.
  
Zeile 35: Zeile 34:
 Liegt der Pamir südlich einer gedachten Linie Samarkand-Kaschgar, so liegt nördlich davon das Tian-Schan-Gebirge, die »himmlischen Berge«. 1903 fand der Geograph und Alpinist ''G. Merzbacher'' als erster zum Fuß ihres höchsten Gipfels, dem Pik Chan-tengri, erst 26 Jahre später gelangte eine zweite Gruppe dorthin. Merzbacher begleitete auch den Prinzen Arnulf von Bayern auf dessen Tian-Schan-Reisen. Die alpinistische Geschichte des Tian-Schan beschreibt ''D.M. Satulowski''// »Auf den Gletschern und Gipfeln Mittelasiens«// (Leipzig: Bibliograph. Institut 1953). Am tiefsten Punkt zwischen Tian-Schan und Pamir liegt der Torugart-Pass, der uralte Übergang zwischen westlichem und östlichem Turkestan, ein Nadelöhr der Verkehrswege und einer der Hauptzweige der Seidenstraße. Liegt der Pamir südlich einer gedachten Linie Samarkand-Kaschgar, so liegt nördlich davon das Tian-Schan-Gebirge, die »himmlischen Berge«. 1903 fand der Geograph und Alpinist ''G. Merzbacher'' als erster zum Fuß ihres höchsten Gipfels, dem Pik Chan-tengri, erst 26 Jahre später gelangte eine zweite Gruppe dorthin. Merzbacher begleitete auch den Prinzen Arnulf von Bayern auf dessen Tian-Schan-Reisen. Die alpinistische Geschichte des Tian-Schan beschreibt ''D.M. Satulowski''// »Auf den Gletschern und Gipfeln Mittelasiens«// (Leipzig: Bibliograph. Institut 1953). Am tiefsten Punkt zwischen Tian-Schan und Pamir liegt der Torugart-Pass, der uralte Übergang zwischen westlichem und östlichem Turkestan, ein Nadelöhr der Verkehrswege und einer der Hauptzweige der Seidenstraße.
  
-==== Teil 3: Seidenstraße – Kreuzwege der Kontinente ==== +==== Teil 3: Seidenstraße ==== 
-Eine Seidenstraße gibt es nicht – es gibt viele Seidenstraßeneine schematische Zeichnung gleicht eher einem Bündel von Fasern mit unterschiedlichen Anfangs- und Endpunkten und vielen parallelen Strecken, die sich an Knotenpunkten bündeln. Die ost-westlichen Verbindungswege zwischen Europa und Asien werden heute meist unter den Begriff »Seidenstraße« gefasst.\\  +siehe *[[wiki:seidenstrasse|Seidenstraße]] 
-Jahrtausende lang gab es ein Kulturgefälle von Osten nach Westen. Kaufleeute haben dafür ein Gespür: Ostasiatische Waren (Porzellan, Seide, Feuerwerkskörper…) ließen sich im Westen gut verkaufen – doch stießen westliche Waren im Osten kaum auf Interesse. Damit ist die Hauptfunktion der Seidenstraße klar: Produkte aus dem ostasiatischen Raum wurden nach Westen transportiert, Ausgangspunkt war Xi’an im Innern Chinas.\\  +
-Auf dem Weg nach Westen wurden einerseits natürliche Hindernisse umgangen: Berge (Tian-Schan, Pamir), Wüsten (Taklamakan, Kara-Kum) und große Seen (Kaspisches Meer). Andererseits wurden Handelsmetropolen berührt, also Oasen (Dunhuang, Kashgar, Buchara). Selten genug gab es Flüsse, denen man folgen konnte (Syr-Darja, Amu-Darja), doch führten sie oft zu Absatzmärkten: Indus, Wolga, Euphrat. Einige Zweige der Seidenstraße endeten in Pakistan, im Iran, in Bagdad, doch die großen Handelswege führten zu den Metropolen und Häfen am östlichen Mittelmeer: Alexandria, Kairo, Damaskus, Istanbul. Entlang dieser Wege gab es Karawansereien und Versorgungsmöglichkeiten. Bereits 500 vor Christus säumten Rasthäuser die 2500 Kilometer lange Strecke von Ephesos nach Susa, jeweils nach 25 Kilometern, einem bequemen Tagesmarsch.\\  +
-Wer sich für Details zur Seidenstraße in alter Zeit interessiert, ist außerordentlich gut bedient mit dem wissenschaftlich fundierten Werk von ''Hans W. Haussig'' //Die Geschichte Zentralasiens und der Seidenstraße in vorislamischer Zeit// (Darmstadt: Wiss. Buchges. 1983).+
 ---- ----
-Hervorragendes Bildmaterial und ein ausführliches Register bietet das Nachschlagewerk //Europa sucht China// von ''Sir Percy Sykes'' (Goldmann, München 1938), eine Reisegeschichte der Ost-West-Verbindungen.+  Sir Percy Sykes 
 +  Europa sucht China 
 +  Goldmann, München 1938 
 +Eine Reisegeschichte der Ost-West-Verbindungen mit hervorragendem Bildmaterial und ausführlichem Register. 
 + 
 +<html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/9c1e2fee5e1b43bca11b755c25e998b1" width="1" height="1" alt=""> </html>
  
wiki/ins_herz_von_asien.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 02:49 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki