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wiki:fussreisen

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 Heute lebende Jäger und Sammler pflegen die [[wiki:zeit_musse|Muße]] – das dürfte früher kaum anders gewesen sein. Mit wöchentlich etwa 20 Stunden Jagd- und Sammelarbeit sichern viele dieser Ethnien ihren Alltag. Ein Territorium wird verlassen, sobald der Aufwand zur Nahrungsbeschaffung zu hoch wird - lange bevor ein Gebiet ausgebeutet ist. Weshalb sollten frühere Jäger und Sammler leistungsbewußter gewesen sein? Reisen hieß, einen Aufwand zur Ortsveränderung zu betreiben, um den Aufwand zum Lebensunterhalt zu minimieren. Ein Kampf ums Dasein war nur selten nötig. Heute lebende Jäger und Sammler pflegen die [[wiki:zeit_musse|Muße]] – das dürfte früher kaum anders gewesen sein. Mit wöchentlich etwa 20 Stunden Jagd- und Sammelarbeit sichern viele dieser Ethnien ihren Alltag. Ein Territorium wird verlassen, sobald der Aufwand zur Nahrungsbeschaffung zu hoch wird - lange bevor ein Gebiet ausgebeutet ist. Weshalb sollten frühere Jäger und Sammler leistungsbewußter gewesen sein? Reisen hieß, einen Aufwand zur Ortsveränderung zu betreiben, um den Aufwand zum Lebensunterhalt zu minimieren. Ein Kampf ums Dasein war nur selten nötig.
  
-Bei einer Auswertung der Felsbilder von Südafrika und Namibia wurden auch die »Objekte« ausgewertet, also weder Mensch noch Tier noch geometrische Symbolik. In dieser Klasse überwogen hinsichtlich der Anzahl Ausrüstungsgegenstände fürs Jagen und Sammeln: Pfeil und Bogen (mit Köcher), Tasche, Kleidung (Vorderschutz), Grabstock und Instrument ((Christina Otto\\ Die Felsmalereien und -gravierungen des südlichen Afrika\\ Eine vergleichende Analyse\\ Leipziger Arbeiten zur Geschichte und Kultur in Afrika Nr. 11, 2006; S. 53, 105-106 - [[wiki:stab|Stab]], Speer, Bogen und Musikinstrument sind häufig nicht zu unterscheiden)).+Bei einer Auswertung der Felsbilder von Südafrika und Namibia wurden auch die »Objekte« ausgewertet, also weder Mensch noch Tier noch geometrische Symbolik. In dieser Klasse überwogen hinsichtlich der Anzahl Ausrüstungsgegenstände fürs Jagen und Sammeln: Pfeil und Bogen (mit Köcher), Tasche, Kleidung (Vorderschutz), Grabstock und Instrument ((Christina Otto\\ Die Felsmalereien und -gravierungen des südlichen Afrika\\ Eine vergleichende Analyse\\ Leipziger Arbeiten zur Geschichte und Kultur in Afrika Nr. 11, 2006; S. 53, 105-106 - [[wiki:stock_und_stab|Stab]], Speer, Bogen und Musikinstrument sind häufig nicht zu unterscheiden)).
  
 Das geruhsame Wandern in sich langsam verlagernden Territorien war kaum jemals eine richtige Reise, Ziele lagen meist nah. Es mag 80.000 Jahre gedauert haben, bis „moderne“ Menschen den Weg von [[wiki:routen_in_afrika|Afrika]] nach [[wiki:routen_in_amerika|Amerika]] über Land zurückgelegt haben, der mit vielfachen Kreuz- und Querwegen vielleicht 40.000 Kilometer betrug. Die „Eroberung“ der Erde erfolgte jedenfalls zu Fuß. Sprachvergleiche, Gen- und Mitochondrienanalysen führen allesamt zu ähnlichen Ergebnissen: eine kleine Gruppe verließ vor etwa 100.000 Jahren Afrika über die Landenge von Suez, von Vorderasien gelangten Menschen schon früh nach [[wiki:europa|Europa]], vor 40.000 Jahren wurde [[wiki:routen_in_australien|Australien]] erreicht, Amerika in verschiedenen Wellen vor etwa 10-20.000 Jahren, vereinzelt vor 30 bis 40.000 Jahren. Die langsame Wanderung täuscht durch ihre Durchschnittlichkeit, da auf Perioden schneller Wanderung, bedingt durch Bevölkerungsdruck, klimatische und geographische Gelegenheiten, Perioden der Stagnation folgten, bedingt durch eine günstige Umwelt. Warum eine Gegend verlassen, in der es alles gibt? Das geruhsame Wandern in sich langsam verlagernden Territorien war kaum jemals eine richtige Reise, Ziele lagen meist nah. Es mag 80.000 Jahre gedauert haben, bis „moderne“ Menschen den Weg von [[wiki:routen_in_afrika|Afrika]] nach [[wiki:routen_in_amerika|Amerika]] über Land zurückgelegt haben, der mit vielfachen Kreuz- und Querwegen vielleicht 40.000 Kilometer betrug. Die „Eroberung“ der Erde erfolgte jedenfalls zu Fuß. Sprachvergleiche, Gen- und Mitochondrienanalysen führen allesamt zu ähnlichen Ergebnissen: eine kleine Gruppe verließ vor etwa 100.000 Jahren Afrika über die Landenge von Suez, von Vorderasien gelangten Menschen schon früh nach [[wiki:europa|Europa]], vor 40.000 Jahren wurde [[wiki:routen_in_australien|Australien]] erreicht, Amerika in verschiedenen Wellen vor etwa 10-20.000 Jahren, vereinzelt vor 30 bis 40.000 Jahren. Die langsame Wanderung täuscht durch ihre Durchschnittlichkeit, da auf Perioden schneller Wanderung, bedingt durch Bevölkerungsdruck, klimatische und geographische Gelegenheiten, Perioden der Stagnation folgten, bedingt durch eine günstige Umwelt. Warum eine Gegend verlassen, in der es alles gibt?
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   den biedern und guten Handwerksburschen die Lust am Wandern zu nehmen.«   den biedern und guten Handwerksburschen die Lust am Wandern zu nehmen.«
  
-Vereinzelt wandern noch heute Handwerksgesellen mit Ehrbarkeit (Halsbinde), Staude (Hemd), Schlapphut, Stenz ([[wiki:stab|Stab]]) und schwarzen Kordhosen. Man bestaunt diese Exoten in einer technisierten, profitorientierten Welt Sie tragen immer noch den Berliner mit Rasierpinsel, Unterwäsche, Schuhputzzeug, Hammer, Lot und Wasserwaage und scheniegeln (arbeiten) bei Krautern (zunftlose Handwerker). Etwa 3000 organisierte Gesellen gab es 1985: sie dürfen keine dreißig Jahre alt sein, weder verheiratet noch vorbestraft, dürfen keine Schulden haben, sollen charakterfest im Umgang mit Alkohol sein. In einer europäischen Gesellenzunft, der »Confédération Compagnonnages«, haben sie sich organisiert.+Vereinzelt wandern noch heute Handwerksgesellen mit Ehrbarkeit (Halsbinde), Staude (Hemd), Schlapphut, Stenz ([[wiki:stock_und_stab|Stab]]) und schwarzen Kordhosen. Man bestaunt diese Exoten in einer technisierten, profitorientierten Welt Sie tragen immer noch den Berliner mit Rasierpinsel, Unterwäsche, Schuhputzzeug, Hammer, Lot und Wasserwaage und scheniegeln (arbeiten) bei Krautern (zunftlose Handwerker). Etwa 3000 organisierte Gesellen gab es 1985: sie dürfen keine dreißig Jahre alt sein, weder verheiratet noch vorbestraft, dürfen keine Schulden haben, sollen charakterfest im Umgang mit Alkohol sein. In einer europäischen Gesellenzunft, der »Confédération Compagnonnages«, haben sie sich organisiert.
  
 → [[wiki:ausstellungsliste_vagabunden_walz|Ausstellungsliste Vagabunden & Walz]]\\  → [[wiki:ausstellungsliste_vagabunden_walz|Ausstellungsliste Vagabunden & Walz]]\\ 
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 → [[wiki:walz|Die Ritter der Landstraße]]\\  → [[wiki:walz|Die Ritter der Landstraße]]\\ 
 → [[wiki:fussreisen#Auf der Walz|Auf der Walz]]\\  → [[wiki:fussreisen#Auf der Walz|Auf der Walz]]\\ 
-→ [[wiki:wanderarbeiter|Wanderarbeiter]]\\ +→ [[wiki:liste_wanderarbeiter|Wanderarbeiter]]\\ 
 → [[wiki:wanderbursche|Wanderbursche]]\\  → [[wiki:wanderbursche|Wanderbursche]]\\ 
  
 ==== Straße als Ghetto ==== ==== Straße als Ghetto ====
  
-Die Straßen glichen zeitweise einem Jahrmarkt oder einem Tollhaus. Die Scharen der Wandernden machten jahrhundertelang etwa 10% der Bevölkerung aus, in Zeiten des Krieges, der Krankheiten, der Hungersnöte sollen bis zu 30% der Bevölkerung auf den Straßen unterwegs gewesen sein. Berufsmäßig Reisende (fahrende Schüler und Studenten, Schausteller, Akrobaten, Spielleute, Hausierer, [[wiki:wanderarbeiter|Wanderarbeiter]], Scherenschleifer, Kesselflicker ...) hatten einen zweifelhaften Ruf. Sogenannte „unehrliche“ Berufe wurden umherziehend ausgeübt (Scharfrichter, Henker, Polizei- und Gerichtsdiener, Schinder, Abdecker, Bettelvogt ...). Ausgestoßene mußten reisen, man verwehrte ihnen den festen [[wiki:wohnsitz|Wohnsitz]] (Bettler, Vagabunden, Gauner, Landstreicher, Huren, Diebe, Trickbetrüger, Leirer, Sackpfeifer, Riemenstecher, Glückshafener, Deserteure ...). Weitere Gruppen galten von Geburt an als außenstehend (Juden, Zigeuner, Türken, Heiden, Wenden). Auch für Kranke (Kriegsversehrte, Krüppel, Lepröse, Misselsüchtige ...) blieb oft nur der Weg auf die Straße.+Die Straßen glichen zeitweise einem Jahrmarkt oder einem Tollhaus. Die Scharen der Wandernden machten jahrhundertelang etwa 10% der Bevölkerung aus, in Zeiten des Krieges, der Krankheiten, der Hungersnöte sollen bis zu 30% der Bevölkerung auf den Straßen unterwegs gewesen sein. Berufsmäßig Reisende (fahrende Schüler und Studenten, Schausteller, Akrobaten, Spielleute, Hausierer, [[wiki:liste_wanderarbeiter|Wanderarbeiter]], Scherenschleifer, Kesselflicker ...) hatten einen zweifelhaften Ruf. Sogenannte „unehrliche“ Berufe wurden umherziehend ausgeübt (Scharfrichter, Henker, Polizei- und Gerichtsdiener, Schinder, Abdecker, Bettelvogt ...). Ausgestoßene mußten reisen, man verwehrte ihnen den festen [[wiki:wohnsitz|Wohnsitz]] (Bettler, Vagabunden, Gauner, Landstreicher, Huren, Diebe, Trickbetrüger, Leirer, Sackpfeifer, Riemenstecher, Glückshafener, Deserteure ...). Weitere Gruppen galten von Geburt an als außenstehend (Juden, Zigeuner, Türken, Heiden, Wenden). Auch für Kranke (Kriegsversehrte, Krüppel, Lepröse, Misselsüchtige ...) blieb oft nur der Weg auf die Straße.
  
 Städte und Dörfer versuchten sich vor den Wandernden zu schützen: Bestenfalls gab es Handlungspatente für Hausierer, Bettelerlaubnisse und aufsichtführende Bettelvögte, Arbeitsanstalten und Zwangsarbeit, Leprosien für Kranke. Unerwünschte wurden abgeschoben, in Schub[[wiki:karre|karren]] zum nächsten Ort gefahren, wenn sie nicht laufen konnten. Wer zurückkam, riskierte Pranger, Verstümmelung, Brandmarken. Kleine Vergehen wurden mit unverhältnismäßig hohen Haftstrafen gesühnt, oft die Todesstrafe verhängt.//„Auswärtige Bettler, Landstreicher und anderes liederliches Gesindel sollen diese Lande bei Strafe des Karrenschiebens oder anderer Strafe meiden.“// verkündete das Herzogtum Braunschweig an seinen Grenzen. Städte und Dörfer versuchten sich vor den Wandernden zu schützen: Bestenfalls gab es Handlungspatente für Hausierer, Bettelerlaubnisse und aufsichtführende Bettelvögte, Arbeitsanstalten und Zwangsarbeit, Leprosien für Kranke. Unerwünschte wurden abgeschoben, in Schub[[wiki:karre|karren]] zum nächsten Ort gefahren, wenn sie nicht laufen konnten. Wer zurückkam, riskierte Pranger, Verstümmelung, Brandmarken. Kleine Vergehen wurden mit unverhältnismäßig hohen Haftstrafen gesühnt, oft die Todesstrafe verhängt.//„Auswärtige Bettler, Landstreicher und anderes liederliches Gesindel sollen diese Lande bei Strafe des Karrenschiebens oder anderer Strafe meiden.“// verkündete das Herzogtum Braunschweig an seinen Grenzen.
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   und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. …    und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. … 
   Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft.«   Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft.«
-1802 wanderte ''Johann Gottfried Seume'' von Leipzig nach Syrakus, ''Karl Philipp Moritz'' schaute wandernd Frankreich und England, ''Goethe'' erwanderte sich die Schweiz - wie immer, sind die Dichter ihrer Zeit voraus. Das Erlebnis von Natur wird verknüpft mit bestimmten bürgerlich akzeptierten Sichtweisen (''Spitzweg''), Aussichtstürme entstehen, man erweitert den eigenen Horizont und das Fernrohr gehört zur Wanderausrüstung. Das Wandern als Fußreise ohne Not und Zwang entsteht als bildungsbürgerliche Freizeitbeschäftigung. Kulturell geschätzt wird sie erst seit der Industrialisierung des Reisens: Raum wird zum Hindernis, Zeit ist Geld, Wahrnehmungen rauschen vorbei. Neue Verkehrsmittel (Eisenbahn, Fahrrad, Auto) und verbesserte Straßen lassen die Fußreise in neuem Licht erscheinen. Gehen als unmittelbarste Form der Bewegung, ohne Vermittlung, in direkter Berührung der Umwelt, in menschgemäßem [[wiki:zeitempfinden|Tempo]] und mit ungefilterter Wahrnehmung. Gehen verändert die Wahrnehmung nur gemächlich, Reaktion ist möglich. Sich-gehen-lassen meint, das Denken ausschalten, dem Körper die Wahl der [[wiki:zeitempfinden|Geschwindigkeit]], des Rhythmus überlassend. Wenig romantisch ist die Straße im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] allerdings für die [[wiki:wanderarbeiter|Wanderarbeiter]], das industrielle Proletariat.+1802 wanderte ''Johann Gottfried Seume'' von Leipzig nach Syrakus, ''Karl Philipp Moritz'' schaute wandernd Frankreich und England, ''Goethe'' erwanderte sich die Schweiz - wie immer, sind die Dichter ihrer Zeit voraus. Das Erlebnis von Natur wird verknüpft mit bestimmten bürgerlich akzeptierten Sichtweisen (''Spitzweg''), Aussichtstürme entstehen, man erweitert den eigenen Horizont und das Fernrohr gehört zur Wanderausrüstung. Das Wandern als Fußreise ohne Not und Zwang entsteht als bildungsbürgerliche Freizeitbeschäftigung. Kulturell geschätzt wird sie erst seit der Industrialisierung des Reisens: Raum wird zum Hindernis, Zeit ist Geld, Wahrnehmungen rauschen vorbei. Neue Verkehrsmittel (Eisenbahn, Fahrrad, Auto) und verbesserte Straßen lassen die Fußreise in neuem Licht erscheinen. Gehen als unmittelbarste Form der Bewegung, ohne Vermittlung, in direkter Berührung der Umwelt, in menschgemäßem [[wiki:zeitempfinden|Tempo]] und mit ungefilterter Wahrnehmung. Gehen verändert die Wahrnehmung nur gemächlich, Reaktion ist möglich. Sich-gehen-lassen meint, das Denken ausschalten, dem Körper die Wahl der [[wiki:zeitempfinden|Geschwindigkeit]], des Rhythmus überlassend. Wenig romantisch ist die Straße im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] allerdings für die [[wiki:liste_wanderarbeiter|Wanderarbeiter]], das industrielle Proletariat.
  
 Auf der anderen Seite wurde die Fußreise im **[[wiki:spaziergang|Spaziergang]] ** kultiviert, doch weicht die freie Natur dem gestalteten Landschaftsgarten, der einsame Wanderer dem geselligen Bürger, die Innenschau dem Sich-Sehen-Lassen. Für die unübersichtlichen Landschaftsgärten erschienen eigene Reiseführer, die Wege zu Sitzgelegenheiten ebenso beschrieben wie Aussichten, Bäume und Sträucher. Man eignete sich Natur an, überraschend durfte sie sein, nicht aber unberechenbar. Sie zu empfinden, setzte Distanz voraus und Bildung, war also den gehobenen Ständen vorbehalten. Die Philanthropen ''Christian Karl André'', ''Gotthilf Salzmann'' und ''Christoph Guthsmuths'' forderten und entwickelten die Leibeserziehung als kulturelle Tugend, der philanthropische Lehrer und Schriftsteller ''Karl Philipp Moritz'' überhöht diese Ideen 1785/86 literarisch in seinem Werk //Anton Reiser// und bereitet den Weg für Turnvater Jahn. Auf der anderen Seite wurde die Fußreise im **[[wiki:spaziergang|Spaziergang]] ** kultiviert, doch weicht die freie Natur dem gestalteten Landschaftsgarten, der einsame Wanderer dem geselligen Bürger, die Innenschau dem Sich-Sehen-Lassen. Für die unübersichtlichen Landschaftsgärten erschienen eigene Reiseführer, die Wege zu Sitzgelegenheiten ebenso beschrieben wie Aussichten, Bäume und Sträucher. Man eignete sich Natur an, überraschend durfte sie sein, nicht aber unberechenbar. Sie zu empfinden, setzte Distanz voraus und Bildung, war also den gehobenen Ständen vorbehalten. Die Philanthropen ''Christian Karl André'', ''Gotthilf Salzmann'' und ''Christoph Guthsmuths'' forderten und entwickelten die Leibeserziehung als kulturelle Tugend, der philanthropische Lehrer und Schriftsteller ''Karl Philipp Moritz'' überhöht diese Ideen 1785/86 literarisch in seinem Werk //Anton Reiser// und bereitet den Weg für Turnvater Jahn.
wiki/fussreisen.1731217941.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/11/10 05:52 von norbert

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