wiki:fussreisen
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===== Die Reisen der Seßhaften ===== | ===== Die Reisen der Seßhaften ===== | ||
Dem Händler folgten Helfer, Verpflegung war nötig, Herden mußten am Standort gehalten werden. Obst- und Ackerbau wurden zur Notwendigkeit. Arbeitsteilung war unvermeidlich, | Dem Händler folgten Helfer, Verpflegung war nötig, Herden mußten am Standort gehalten werden. Obst- und Ackerbau wurden zur Notwendigkeit. Arbeitsteilung war unvermeidlich, | ||
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+ | James Suzman | ||
+ | Sie nannten es Arbeit. | ||
+ | Eine andere Geschichte der Menschheit. | ||
+ | Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber | ||
+ | 398 S., C. H. Beck München 2021 | ||
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+ | Scott, James C. | ||
+ | Die Mühlen der Zivilisation. | ||
+ | Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten. | ||
+ | Aus dem Englischen (Against the Grain) von Horst Brühmann | ||
+ | 329 S., Suhrkamp Frankfurt am Main 2020 | ||
+ | »Unsere Vorfahren wären besser Nomaden geblieben.« | ||
Alle weiteren Motive und Möglichkeiten der Reisen zu Fuß resultieren aus der Seßhaftigkeit. Ist die Bindung an einen Ort für den Nomaden ein Unglück, so wurde der Verlust der Heimat dem Seßhaften Fluch, Schande oder gottgesandtes Schicksal. Heimat ist ortsgebundener Be-//sitz// im Rahmen fester sozialer, materieller und geographischer Bindungen. Eine folgenschwere Festlegung: Arbeit wird zum Wert an sich, Religion ebenso. Erstere manifestiert sich in der Anhäufung von Besitztümern (Im-// | Alle weiteren Motive und Möglichkeiten der Reisen zu Fuß resultieren aus der Seßhaftigkeit. Ist die Bindung an einen Ort für den Nomaden ein Unglück, so wurde der Verlust der Heimat dem Seßhaften Fluch, Schande oder gottgesandtes Schicksal. Heimat ist ortsgebundener Be-//sitz// im Rahmen fester sozialer, materieller und geographischer Bindungen. Eine folgenschwere Festlegung: Arbeit wird zum Wert an sich, Religion ebenso. Erstere manifestiert sich in der Anhäufung von Besitztümern (Im-// | ||
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Mit Bischof '' | Mit Bischof '' | ||
- | Die religiöse Einsicht, daß im Leben alles vorübergeht, | + | Die religiöse Einsicht, daß im Leben alles vorübergeht, |
Bereits das Alte Testament erwähnt den Pilger (Ps. 39,13), in Judentum, Buddhismus, Christentum und Islam wird gepilgert. //„Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.“// | Bereits das Alte Testament erwähnt den Pilger (Ps. 39,13), in Judentum, Buddhismus, Christentum und Islam wird gepilgert. //„Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege.“// | ||
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Gastfreundschaft und Herberge verlangen Gegenseitigkeit. Der Gast muß sich ausweisen, und sei es durch das bloße Wort: Wie heißt er? Woher kommt er? Was ist sein Ziel, der Zweck der Reise? Dafür erhält er Gastrecht: Essen, Trinken, Obdach, Auskunft über den Weg. Mißbrauch gibt es auf beiden Seiten, doch ist er nicht die Regel. Eine Steigerung erfuhr das Gastrecht innerhalb informeller Gruppen: Juden boten Glaubensbrüdern Unterkunft, Meister den wandernden Gesellen, Klöster standen allen offen, Spitäler und Hospitale den Pilgern. | Gastfreundschaft und Herberge verlangen Gegenseitigkeit. Der Gast muß sich ausweisen, und sei es durch das bloße Wort: Wie heißt er? Woher kommt er? Was ist sein Ziel, der Zweck der Reise? Dafür erhält er Gastrecht: Essen, Trinken, Obdach, Auskunft über den Weg. Mißbrauch gibt es auf beiden Seiten, doch ist er nicht die Regel. Eine Steigerung erfuhr das Gastrecht innerhalb informeller Gruppen: Juden boten Glaubensbrüdern Unterkunft, Meister den wandernden Gesellen, Klöster standen allen offen, Spitäler und Hospitale den Pilgern. | ||
Die Hauptmahlzeit war üblicherweise abends (wenn es denn etwas gab) - das französische Diner bedeutete ursprünglich „entfasten“: | Die Hauptmahlzeit war üblicherweise abends (wenn es denn etwas gab) - das französische Diner bedeutete ursprünglich „entfasten“: | ||
- | Ein Fußwanderer geht kaum langsamer als drei, kaum schneller als sieben Stundenkilometer. Eine Tagesstrecke von 25 Kilometern ist unter normalen Umständen problemlos, bei guten Wetter- und Straßenverhältnissen, | + | Ein Fußwanderer geht kaum langsamer als drei, kaum schneller als sieben Stundenkilometer. Eine Tagesstrecke von 25 Kilometern ist unter normalen Umständen problemlos, bei guten Wetter- und Straßenverhältnissen, |
Jahrzehntausende lang gab es keine Alternativen. Ein erstes Verkehrsmittel war das Tragetuch für die Kinder, das zweite die nachgezogene Astgabel, beladen mit Lasten, Alten, Schwachen. Daraus mag die getragene Sänfte entstanden sein. Das Tragen von „Häuptlingen“ verlangt Hierarchien, | Jahrzehntausende lang gab es keine Alternativen. Ein erstes Verkehrsmittel war das Tragetuch für die Kinder, das zweite die nachgezogene Astgabel, beladen mit Lasten, Alten, Schwachen. Daraus mag die getragene Sänfte entstanden sein. Das Tragen von „Häuptlingen“ verlangt Hierarchien, | ||
wiki/fussreisen.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 03:03 von norbert