wiki:flucht
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====== Flucht: Reisen in Zeiten der Not und Gefahr | ====== Flucht: Reisen in Zeiten der Not und Gefahr | ||
===== Das unerträgliche Gefühl des Eingesperrt-Seins ===== | ===== Das unerträgliche Gefühl des Eingesperrt-Seins ===== | ||
- | von Norbert Lüdtke\\ | + | von '' |
- | erschienen 1999 im Archiv zur Geschichte des Individuellen Reisens AGIR | + | erschienen |
Denn zu bewundern und zu schaun, | Denn zu bewundern und zu schaun, | ||
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===== 1 Vorbemerkung ===== | ===== 1 Vorbemerkung ===== | ||
- | Während langer Zeiten im 20. Jahrhundert war das Reisen oft undenkbar. Unterwegs waren dann meist Flüchtlinge, | + | Während langer Zeiten im [[wiki: |
Die wohl berühmteste Flucht des 20. Jahrhunderts ist im ersten Kapitel beschrieben: | Die wohl berühmteste Flucht des 20. Jahrhunderts ist im ersten Kapitel beschrieben: | ||
- | Im zweiten Kapitel folgen Einzelerfahrungen mit Krieg, Putsch, Internierung, | + | Im zweiten Kapitel folgen Einzelerfahrungen mit Krieg, Putsch, Internierung, |
Die einzige mir bekannte, freiwillige Reise während eines Weltkrieges wurde von '' | Die einzige mir bekannte, freiwillige Reise während eines Weltkrieges wurde von '' | ||
===== 2 Die Flucht aus Dehra-Dun ===== | ===== 2 Die Flucht aus Dehra-Dun ===== | ||
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==== Warum flüchten? ==== | ==== Warum flüchten? ==== | ||
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- | Weswegen also fliehen? Der Drang zur Freiheit, Abenteuerlust, | + | Weswegen also fliehen? Der Drang zur [[wiki: |
Auch für '' | Auch für '' | ||
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==== Vorbereitungen zur Flucht ==== | ==== Vorbereitungen zur Flucht ==== | ||
- | Geldmangel war ein großes Problem: '' | + | Geldmangel war ein großes Problem: '' |
==== Die Suche nach Gleichgesinnten ==== | ==== Die Suche nach Gleichgesinnten ==== | ||
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- | Während einige nach mißlungenen Fluchtversuchen aufgaben (Krämer, Marchese) wollten andere daraus lernen: // „Nun aber hatten wir die Pionierarbeiten geleistet, kannten die Wege und die Lebensbedingungen des Landes und waren ungleich besser in der Lage, Vorbereitungen für eine zweite Flucht zu treffen. ... Zahlreiche Partner boten sich mir an und steigerten die Angebote für meine Führung bis zu 5000 Rupien. Aber am Gelde lag mir nichts. Ich wollte bei meinem nächsten Abenteuer einzig wieder einen sportlich gut durchtrainierten, | + | Während einige nach mißlungenen Fluchtversuchen aufgaben (Krämer, Marchese) wollten andere daraus lernen: // „Nun aber hatten wir die Pionierarbeiten geleistet, kannten die Wege und die Lebensbedingungen des Landes und waren ungleich besser in der Lage, Vorbereitungen für eine zweite Flucht zu treffen. ... Zahlreiche Partner boten sich mir an und steigerten die Angebote für meine Führung bis zu 5000 Rupien. Aber am Gelde lag mir nichts. Ich wollte bei meinem nächsten Abenteuer einzig wieder einen sportlich gut durchtrainierten, |
==== Solidarität und Erfolg ==== | ==== Solidarität und Erfolg ==== | ||
- | Als klar wird, daß ein gemeinsamer Ausbruch für alle Vorteile bietet, plant man die Ausbruchsphase gemeinsam. | + | Als klar wird, daß ein gemeinsamer Ausbruch für alle Vorteile bietet, plant man die Ausbruchsphase gemeinsam. |
- | Die Gefangenen durften auf sogenannte Paroleausflüge gehen, wenn sie zuvor einen Zettel unterschrieben, | + | Die Gefangenen durften auf sogenannte Paroleausflüge gehen, wenn sie zuvor einen Zettel unterschrieben, |
Eine Gruppe bestand aus '' | Eine Gruppe bestand aus '' | ||
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Während der größten Hitze und der Mittagsruhe, | Während der größten Hitze und der Mittagsruhe, | ||
- | Frech durchschritten zwei englische Offiziere mit fünf indischen Kulis das Lagertor, bepackt mit Leiter und Stacheldraht, | + | Frech durchschritten zwei englische Offiziere mit fünf indischen Kulis das Lagertor, bepackt mit Leiter und Stacheldraht, |
- | Sie marschierten nur nachts. In zwei Wochen sollte der Weg zur tibetischen Grenze zurückgelegt werden, der Proviant war genau eingeteilt. Tags wurden Ausrüstung, | + | Sie marschierten nur nachts. In zwei Wochen sollte der Weg zur tibetischen Grenze zurückgelegt werden, der [[wiki: |
Dörfer wurden heimlich durchquert: // „Lange vorher lagen wir auf der Lauer und warteten ab, bis der letzte Schein eines Feuers oder einer Laterne verlosch. Bei solchen Gelegenheiten tauschten wir unsere benagelten Bergschuhe gegen leichte Turnschuhe aus und versäumten nie, vorher unsere Feldflaschen zu entleeren, um zu vermeiden, daß das Glucksen des Wassers einen Dorfbewohner aufweckte.“// | Dörfer wurden heimlich durchquert: // „Lange vorher lagen wir auf der Lauer und warteten ab, bis der letzte Schein eines Feuers oder einer Laterne verlosch. Bei solchen Gelegenheiten tauschten wir unsere benagelten Bergschuhe gegen leichte Turnschuhe aus und versäumten nie, vorher unsere Feldflaschen zu entleeren, um zu vermeiden, daß das Glucksen des Wassers einen Dorfbewohner aufweckte.“// | ||
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==== In Tibet ==== | ==== In Tibet ==== | ||
- | Am 17. Mai 1944 erreichten die vier Flüchtenden den Grenzpaß Tsangtschok-La (5030 m). Die tibetischen Bevölkerung reagierte überwiegend mit Nichtbeachtung, | + | Am 17. Mai 1944 erreichten die vier Flüchtenden den Grenzpaß Tsangtschok-La (5030 m). Die tibetischen Bevölkerung reagierte überwiegend mit Nichtbeachtung, |
Kopp und Krämer hatten bereits im Vorjahr ähnliche Erfahrungen gemacht. Seit Tagen waren sie schon hungrig marschiert und trafen dann auf Menschen: | Kopp und Krämer hatten bereits im Vorjahr ähnliche Erfahrungen gemacht. Seit Tagen waren sie schon hungrig marschiert und trafen dann auf Menschen: | ||
==== Eine Pille gegen jedes Übel ==== | ==== Eine Pille gegen jedes Übel ==== | ||
- | Kopp und Krämer gaben sich häufig als Ärzte aus, ebenso wie Harrer und Aufschnaiter ein Jahr später. Zur Legitimation genügte der Anblick der mitgebrachten Medikamente und Instrumente. Das Vertrauen der Bevölkerung ließ sich so rasch gewinnen, viele wollten behandelt werden. Sie erhielten kaum Geld, doch Nahrungsmittel und Unterkunft. // „Besonders ein koloriertes anatomisches Bild des menschlichen Körpers erregte gewaltiges Aufsehen. Um einer Verschwendung unserer kostbaren Medizinen zu steuern, hatten wir uns selbst Mittelchen aus einem Mehlbrei bereitet, dem wir durch Atebrin ((Ein von Bayer 1932 entwickelter und früher gegen Malaria verwendeter Farbstoff.)) und Salz Geschmack und mit Permanganat ((Kaliumpermanganat ist in Kristallen erhältlich und kann in verdünnter Lösung zum Desinfizieren verwendet werden. Schon geringste Mengen färben intensiv violett.)) Farbe verliehen. Diesen schönen Brei rollten wir dünn aus und schnitten daraus Tabletten, die vorsichtig an der Sonne getrocknet wurden. Dann füllten wir unsere Wundertabletten in Original-Bayer-Ampullen, | + | Kopp und Krämer gaben sich häufig als Ärzte aus, ebenso wie Harrer und Aufschnaiter ein Jahr später. Zur Legitimation genügte der Anblick der mitgebrachten Medikamente und Instrumente. Das *[[wiki: |
==== Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt ==== | ==== Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt ==== | ||
Am 24. Juni trafen Kopp und Harrer in Tibet wieder auf Aufschnaiter, | Am 24. Juni trafen Kopp und Harrer in Tibet wieder auf Aufschnaiter, | ||
- | In Gartok erhielten unsere drei Reisenden erstmals einen Reisepaß für Tibet, der die einzelnen Stationen ihrer Reise auswies und für die Ausreise nach Nepal galt. Alle drei schworen, sich daran zu halten und brachen am 13. Juli auf. Mehrere Wochen waren sie nun unterwegs mit '' | + | In Gartok erhielten unsere drei Reisenden erstmals einen Reisepaß für Tibet, der die einzelnen Stationen ihrer Reise auswies und für die Ausreise nach Nepal galt. Alle drei schworen, sich daran zu halten und brachen am 13. Juli auf. Mehrere Wochen waren sie nun unterwegs mit '' |
Als nach drei Monaten die Antwort eintraf, hatte sich Kopp bereits verabschiedet und war unterwegs nach Nepal. Harrer, der noch über genügend Geld verfügte, blieb mit dem erfahrenen und sprachkundigen Aufschnaiter zurück: | Als nach drei Monaten die Antwort eintraf, hatte sich Kopp bereits verabschiedet und war unterwegs nach Nepal. Harrer, der noch über genügend Geld verfügte, blieb mit dem erfahrenen und sprachkundigen Aufschnaiter zurück: | ||
==== Warten auf die Gunst des Schicksals ==== | ==== Warten auf die Gunst des Schicksals ==== | ||
- | Das Schreiben gab ihnen immerhin die Erlaubnis, noch bis in den Ort Kyirong zu ziehen, nur acht Kilometer von der nepalischen Grenze entfernt. Das nutzten die beiden aus und blieben zehn Monate in Kyirong: //„Einen guten Teil unserer Zeit und Energie verwendeten wir für die Beschaffung von Lebensmitteln zu optimal ausgehandelten Preisen und fürs Kochen. Ich muß sagen, daß ich eine solche Existenz gar nicht so unbefriedigend fand. Wir überlegten uns manchmal, wie wir hier einige Jahre verbringen könnten. Für jemanden, der in einer voll ausgefüllten Arbeit drinsteckt, wäre ein solches Dasein wahrscheinlich unvorstellbar gewesen und wäre als Abstieg angesehen worden, für uns jedoch war es besser, zumindest in dieser Weise zu existieren, statt über kommende Höllen brütend vor sich hinzustieren.“// | + | Das Schreiben gab ihnen immerhin die Erlaubnis, noch bis in den Ort Kyirong zu ziehen, nur acht Kilometer von der nepalischen Grenze entfernt. Das nutzten die beiden aus und blieben zehn Monate in Kyirong: //„Einen guten Teil unserer Zeit und Energie verwendeten wir für die Beschaffung von [[wiki: |
Harrer und Aufschnaiter legten sich während ihrer Zeit in Kyirong ein Depot außerhalb des Ortes an, um für eine eventuelle Flucht im Falle einer plötzlichen Ausweisung gerüstet zu sein, denn sie wollten keinesfalls nach Nepal. Nachts stahlen sie sich, als „Tote“ verkleidet, aus dem Dorf, denn die Einheimischen hatten Angst vor in der Nacht umherirrenden Gespenstern, | Harrer und Aufschnaiter legten sich während ihrer Zeit in Kyirong ein Depot außerhalb des Ortes an, um für eine eventuelle Flucht im Falle einer plötzlichen Ausweisung gerüstet zu sein, denn sie wollten keinesfalls nach Nepal. Nachts stahlen sie sich, als „Tote“ verkleidet, aus dem Dorf, denn die Einheimischen hatten Angst vor in der Nacht umherirrenden Gespenstern, | ||
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==== In Lhasa ==== | ==== In Lhasa ==== | ||
- | Nach zehn Monaten wurden Harrer und Aufschnaiter in Kyirong zur Weiterreise gedrängt; illegal brachen sie Richtung Lhasa auf. Sie erreichten Lhasa erst zwei Jahre nach ihrem Ausbruch aus dem Lager. 65 Pässe zwischen 5000 und 6000 Metern Höhe hatten sie in dieser Zeit überquert. Die eigentliche Reise und Flucht war damit abgeschlossen, | + | Nach zehn Monaten wurden Harrer und Aufschnaiter in Kyirong zur Weiterreise gedrängt; illegal brachen sie [[wiki: |
==== Die Flucht nach Burma ==== | ==== Die Flucht nach Burma ==== | ||
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Bis Mitte 1917 war Hauer in den Kampfgebieten Ostafrikas eingesetzt, dann wurde er gefangengenommen und Ende November in das Gefangenenlager in Lindi gebracht. Ein Hospitalschiff brachte ihn nach siebenwöchigem Typhusleiden und abgemagert auf 45 Kilo nach Indien und dort über Karachi ins Gefangenenlager von Ahmednagar, einem der gesündesten, | Bis Mitte 1917 war Hauer in den Kampfgebieten Ostafrikas eingesetzt, dann wurde er gefangengenommen und Ende November in das Gefangenenlager in Lindi gebracht. Ein Hospitalschiff brachte ihn nach siebenwöchigem Typhusleiden und abgemagert auf 45 Kilo nach Indien und dort über Karachi ins Gefangenenlager von Ahmednagar, einem der gesündesten, | ||
- | Außerdem berichtet er von einer weiteren Flucht, die auch Heye erwähnt: // „Eines Morgens fehlte jener schlagfertige Leipziger. In einem Brief, der jedem Melancholiker Ehre gemacht hätte, teilte er dem Kommandanten mit, daß die Quälereien des `schwarzen Peter´ ... ihn zum Selbstmord getrieben hätten. Während nun tagelang Busch und Höhlen vergebens durchsucht wurden, saß Herr Hahn zuversichtlich in der Bahn. Bei der Ankunft in Madras ... ward er der Polizei nur dadurch verdächtig, | + | Außerdem berichtet er von einer weiteren Flucht, die auch Heye erwähnt: // „Eines Morgens fehlte jener schlagfertige Leipziger. In einem Brief, der jedem Melancholiker |
Bei Heye heißt der Flüchtige allerdings '' | Bei Heye heißt der Flüchtige allerdings '' | ||
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- | Getrennt reisen die Expeditionsteilnehmer am 14. April 1915 von Berlin über Wien und durch Rumänien nach Konstantinopel, | + | Getrennt reisen die Expeditionsteilnehmer am 14. April 1915 von Berlin über Wien und durch Rumänien nach Konstantinopel, |
- | Am 1. Juni 1915 brechen sie erneut auf, ab nun begleitet von Spionen, denn sie befinden sich bereits im englischen Einfluß, nicht aber in deren Machtbereich. Mit Maultieren, Eseln, Pferden und Kamelen ziehen sie durch Persien, getrenntt, in drei Gruppen, meist auf den schwierigsten Strecken, meist durch die trockensten Wüstengegenden, | + | Am 1. Juni 1915 brechen sie erneut auf, ab nun begleitet von Spionen, denn sie befinden sich bereits im englischen Einfluß, nicht aber in deren Machtbereich. Mit Maultieren, Eseln, Pferden und Kamelen ziehen sie durch Persien, getrenntt, in drei Gruppen, meist auf den schwierigsten Strecken, meist durch die trockensten Wüstengegenden, |
- | Erst am 24. Dezember 1916 ist die erste Bahnverbindung erreicht, sie betreten Mientsche. Über Honan, Tschentschou gelangen sie nach Hankau und werden vom deutschen Konsul aufgenommen. Doch drei Monate später erreicht der Krieg auch diesen Winkel der Welt: China hat die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen. Als Diplomat hat Hentig eingentlich freies Geleit, doch das ist Theorie: die chinesischen Beamten verzögern die Ausstellung der Reisepapiere immer wieder, die Engländer verweigern sie, die Franzosen reagieren gar nicht, die Amerikaner wollen zunächst, dann wieder nicht. Kurzum: Man sitzt fest.// „Die schönen Wege, die im Anfang des Krieges noch Flüchtlingen offenstanden, | + | Erst am 24. Dezember 1916 ist die erste Bahnverbindung erreicht, sie betreten |
- | Nach der letzten Absage handelt Hentig schnell, taucht noch abends in Shanghai unter und läßt sein Gepäck zurück, besitzt lediglich ein amerikanisches Marine-Hemd, | + | Nach der letzten Absage handelt Hentig schnell, taucht noch abends in Shanghai unter und läßt sein Gepäck zurück, besitzt lediglich ein amerikanisches Marine-Hemd, |
- | Zu seiner Überraschung wird er nach einiger Zeit freigelassen, | + | Zu seiner Überraschung wird er nach einiger Zeit freigelassen, |
Die Art der Schilderung hebt sich angenehm von ähnlichen Publikationen aus den Kriegsjahren ab. Hentig bekennt sich als Deutscher, schildert seine Erlebnisse jedoch ohne jeden Hurra-Patriotismus. Erfahrungen, | Die Art der Schilderung hebt sich angenehm von ähnlichen Publikationen aus den Kriegsjahren ab. Hentig bekennt sich als Deutscher, schildert seine Erlebnisse jedoch ohne jeden Hurra-Patriotismus. Erfahrungen, | ||
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==== 3.2 Der 2. Weltkrieg 1939-1945 ==== | ==== 3.2 Der 2. Weltkrieg 1939-1945 ==== | ||
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- | Ausgerüstet war er mit einem zwei Meter langen Zeltstock, der ihm mit seinen eisenbeschlagenen Spitzen als Waffe dienen sollte. Aufpassen mußte er aber auch vor den anderen Internierten: | + | Ausgerüstet war er mit einem zwei Meter langen |
Drei Tage lief er ohne Wasser, dann brach er zusammen. Beduinen fanden ihn, gaben ihm Wasser und bei den Beduinen blieb er, als sie seine Qualitäten als Arzt entdeckten. Der nur geduldete Flüchtling wurde zum //Hakim Alemanni// mit Ruf und Ansehen. Als solcher praktizierte er in einem Beduinenzelt, | Drei Tage lief er ohne Wasser, dann brach er zusammen. Beduinen fanden ihn, gaben ihm Wasser und bei den Beduinen blieb er, als sie seine Qualitäten als Arzt entdeckten. Der nur geduldete Flüchtling wurde zum //Hakim Alemanni// mit Ruf und Ansehen. Als solcher praktizierte er in einem Beduinenzelt, | ||
Etwa ein Jahr blieb er bei den Beduinen, lernte deren Sprache, kleidete sich wie sie, paßte sich an, auch wenn es ihm hin und wieder schwerfiel: // „Ich war bevorzugter Gast. `Hier ist etwas Gutes für dich, Salameh!“ sagte der Onkel und hielt mir mit seinen schmutzigen Fingern ein Auge des Hammels hin. Kaum eine Situation im Krieg hatte mich soviel Todesverachtung gekostet wie das würgende Hinunterschlucken solcher Gastbrocken. ... Der Onkel jedoch, der mich ins Herz geschlossen hatte, streifte sich die Ärmel hoch, beugte sich so weit vor, daß sein Bart beinahe mit dem Gericht in Berührung kam, griff ein paarmal ein Stück Fleisch heraus und prüfte es, ob es auch gut genug war für den Gast; aber jedes Stück warf er wieder zurück, bis er endlich vom Besten das Allerbeste für mich gefunden hatte. ... Es war ein Stück Schwanzfett, | Etwa ein Jahr blieb er bei den Beduinen, lernte deren Sprache, kleidete sich wie sie, paßte sich an, auch wenn es ihm hin und wieder schwerfiel: // „Ich war bevorzugter Gast. `Hier ist etwas Gutes für dich, Salameh!“ sagte der Onkel und hielt mir mit seinen schmutzigen Fingern ein Auge des Hammels hin. Kaum eine Situation im Krieg hatte mich soviel Todesverachtung gekostet wie das würgende Hinunterschlucken solcher Gastbrocken. ... Der Onkel jedoch, der mich ins Herz geschlossen hatte, streifte sich die Ärmel hoch, beugte sich so weit vor, daß sein Bart beinahe mit dem Gericht in Berührung kam, griff ein paarmal ein Stück Fleisch heraus und prüfte es, ob es auch gut genug war für den Gast; aber jedes Stück warf er wieder zurück, bis er endlich vom Besten das Allerbeste für mich gefunden hatte. ... Es war ein Stück Schwanzfett, | ||
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==== Glück gehabt? ==== | ==== Glück gehabt? ==== | ||
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Die weitere Heimreise nach Deutschland konnte nur entweder über Amerika erfolgen oder durch Sibirien, denn der Suezkanal wurde von den Engländern kontrolliert. Noch im August hatte Deutschland einen Pakt mit Rußland geschlossen und so erhielt von Medem ein Visum beim russischen Botschafter, | Die weitere Heimreise nach Deutschland konnte nur entweder über Amerika erfolgen oder durch Sibirien, denn der Suezkanal wurde von den Engländern kontrolliert. Noch im August hatte Deutschland einen Pakt mit Rußland geschlossen und so erhielt von Medem ein Visum beim russischen Botschafter, | ||
==== Der Legion entkommen ==== | ==== Der Legion entkommen ==== | ||
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1940 erklärte Frankreich den Waffenstillstand. Damit fehlte ihm dann auch die letzte Perspektive.// | 1940 erklärte Frankreich den Waffenstillstand. Damit fehlte ihm dann auch die letzte Perspektive.// | ||
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==== 3.4 Entkommen aus Sibirien ==== | ==== 3.4 Entkommen aus Sibirien ==== | ||
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- | Vom ersten Tag an beschäftigte sich Rawitsch mit Fluchtgedanken, | + | Vom ersten Tag an beschäftigte sich Rawitsch mit Fluchtgedanken, |
- | Ihre Fluchtvorbereitungen waren relativ bescheiden, da die Umstände kaum mehr zuließen: Von ihrer Tagesration (1 kg Brot) trockneten sie täglich ein Viertel auf einem Ofen; organisierten sich ein wenig Mehl und Salz, Graupen und Tabak; jeden Tag stahlen sie von den zahlreichen Pelzen, die die sowjetischen Soldaten zum Trocknen aufhängten, | + | Ihre Fluchtvorbereitungen waren relativ bescheiden, da die Umstände kaum mehr zuließen: Von ihrer Tagesration (1 kg Brot) trockneten sie täglich ein Viertel auf einem Ofen; organisierten sich ein wenig Mehl und Salz, Graupen und Tabak; jeden Tag stahlen sie von den zahlreichen Pelzen, die die sowjetischen Soldaten zum Trocknen aufhängten, |
Aus Angst vor Entdeckung liefen sie die ersten Tage nur nachts und gruben sich tags in Schneehöhlen ein. Zeitweise mußten sie in einem Meter tiefem Neuschnee spuren und erst, als sie tagsüber marschierten, | Aus Angst vor Entdeckung liefen sie die ersten Tage nur nachts und gruben sich tags in Schneehöhlen ein. Zeitweise mußten sie in einem Meter tiefem Neuschnee spuren und erst, als sie tagsüber marschierten, | ||
- | In der zweiten Juni-Woche überschritten sie die mongolisch-russische Grenze und bewegten sich auf die Kentei-Shen-Berge zu: in sechzig Tagen hatten sie zweitausend Kilometer zurückgelegt. Weiterhin waren die Lebensmittel knapp, oft hungerten sie tagelang. Vor Verlassen der Sowjetunion gruben sie auf einem Acker einen Zentner Frühkartoffel aus, manchmal fanden sie Pilze und einmal hatten sie das Glück, einen Hirsch erlegen zu können, der sich mit dem Geweih in der Krone eines umgestürzten Baumes verfangen hatte.\\ | + | In der zweiten Juni-Woche überschritten sie die mongolisch-russische Grenze und bewegten sich auf die Kentei-Shen-Berge zu: in sechzig Tagen hatten sie zweitausend Kilometer zurückgelegt. Weiterhin waren die [[wiki: |
- | In der besiedelten äußeren Mongolei trafen sie auf gastfreundliche Bewohner, die ihnen öfters mit Lebensmitteln aushalfen. Zunehmend wurde die Gegend karger und sandiger, ein Anzeichen für die nahende Wüste Gobi, die sie zu Fuß durchquerten, | + | In der besiedelten äußeren Mongolei trafen sie auf gastfreundliche Bewohner, die ihnen öfters mit Lebensmitteln aushalfen. Zunehmend wurde die Gegend karger und sandiger, ein Anzeichen für die nahende Wüste Gobi, die sie zu Fuß durchquerten, |
Zu viert begegneten sie wenige Tage später einer indischen Militärpatrouille, | Zu viert begegneten sie wenige Tage später einer indischen Militärpatrouille, | ||
Mag sein, daß Rawitsch aus einem sibirischen Lager geflohen ist, dieser Teil ist noch sehr plausibel. Doch der Rest? Auch Peter Hopkirk berichtet in „Der Griff nach Lhasa“ über ernsthafte Zweifel an Rawitschs Bericht, der 1956, zehn Jahre nach den Ereignissen erschien (The Long Walk). Der Zentralasienexperte Peter Fleming äußerte im Spectator erhebliche Zweifel, während Kritiker es als ein „Meisterwerk der Reiseliteratur“ lobten. Rawitsch, der seit jener Zeit in England, bei Nottingham, lebte, widersprach: | Mag sein, daß Rawitsch aus einem sibirischen Lager geflohen ist, dieser Teil ist noch sehr plausibel. Doch der Rest? Auch Peter Hopkirk berichtet in „Der Griff nach Lhasa“ über ernsthafte Zweifel an Rawitschs Bericht, der 1956, zehn Jahre nach den Ereignissen erschien (The Long Walk). Der Zentralasienexperte Peter Fleming äußerte im Spectator erhebliche Zweifel, während Kritiker es als ein „Meisterwerk der Reiseliteratur“ lobten. Rawitsch, der seit jener Zeit in England, bei Nottingham, lebte, widersprach: | ||
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==== I am sailin' | ==== I am sailin' | ||
- | Afrika lockt ihn. In Brindisi, wo er eigentlich auf den Dampfer nach Griechenland wartet, kauft er spontan die //„Santa Barbara“,// | + | Afrika lockt ihn. In Brindisi, wo er eigentlich auf den Dampfer nach Griechenland wartet, kauft er spontan die //„Santa Barbara“,// |
==== Illegal in Palästina ==== | ==== Illegal in Palästina ==== | ||
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==== Schiffbruch und Landurlaub ==== | ==== Schiffbruch und Landurlaub ==== | ||
- | In der vierten Nacht nach dem Auslaufen aus Freetown in Sierra Leone erlitt er Schiffbruch. Mit seinem Beiboot rettet er sich an Land, kann noch seine Papiere, Geld, Wasser und Lebensmittel an sich raffen, bevor die „Ruetli 650“ endgültig in der Nähe des Ufers sinkt. Mit einigen Tauchgängen holt er am nächsten Tag die wichtigsten Sachen aus dem Schiff heraus. Dann ging er zu Fuß nach Freetown: //„Mit einem improvisierten Rucksack auf dem Rücken, der nur Konserven und Trinkwasser in Flaschen enthielt und der mir in der Nacht als Decke diente, begann ich den Hundertmeilenmarsch.“// | + | In der vierten Nacht nach dem Auslaufen aus Freetown in Sierra Leone erlitt er Schiffbruch. Mit seinem Beiboot rettet er sich an Land, kann noch seine Papiere, Geld, Wasser und [[wiki: |
- | Acht Tage lief er, elf Monate saß er in Freetown fest, dann, im März 1943 konnte er auf einem Frachter nach Kapstadt fahren. Dachte er. Denn nach zwei Tagen drehte der Frachter und fuhr stattdessen nach England. Nach einigen Tagen erfolgte ein Luftangriff, | + | Acht Tage lief er, elf Monate saß er in Freetown fest, dann, im März 1943 konnte er auf einem Frachter nach Kapstadt fahren. Dachte er. Denn nach zwei Tagen drehte der Frachter und fuhr stattdessen nach England. Nach einigen Tagen erfolgte ein Luftangriff, |
==== Alles im Lot auf'm Boot ==== | ==== Alles im Lot auf'm Boot ==== | ||
- | Er kaufte sich im Juli 1945 ein Schiff, die// „Speranza“,// | + | Er kaufte sich im Juli 1945 ein Schiff, die// „Speranza“,// |
Am 11. März 1946 segelte er schließlich weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn in Alaska überwinternd und dieses Buch schreibend. Drei Vortragsreisen durch die USA und Deutschland folgten 1949/50. | Am 11. März 1946 segelte er schließlich weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn in Alaska überwinternd und dieses Buch schreibend. Drei Vortragsreisen durch die USA und Deutschland folgten 1949/50. | ||
Meiss-Teuffen war unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg unterwegs, lange Zeit während des Krieges und unmittelbar nach dessen Ende wieder. Nirgends erwähnt er die Begegnung mit anderen Reisenden; das Maß der Aufmerksamkeit, | Meiss-Teuffen war unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg unterwegs, lange Zeit während des Krieges und unmittelbar nach dessen Ende wieder. Nirgends erwähnt er die Begegnung mit anderen Reisenden; das Maß der Aufmerksamkeit, | ||
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=== Flucht aus Sibirien === | === Flucht aus Sibirien === | ||
- | Killinger beschloß, nach sechs Monaten Kriegsgefangenschaft während der Fahrt zu fliehen. An der Abzweigung bei Kaidalowskoje, | + | Killinger beschloß, nach sechs Monaten Kriegsgefangenschaft während der [[wiki: |
- | In einem Rucksack trugen sie einige bescheidene Vorräte mit sich: Brot und Wurst mußten erst im Mund aufgetaut werden, bevor man sie beißen konnte; Schnee diente als Wasserersatz und kühlte den Körper zusätzlich aus; Mäntel, Schals und Handschuhe hatten sie nicht mehr. Wege gab es nicht, Pfade mieden sie aus Angst vor unerwarteten Begegnungen. Erst als die Vorräte zu Ende gingen und der Hunger sie dazu brachte, eine Kerze zu essen, suchten sie auch abseits liegende Gehöfte auf: //„Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, mit Gebärden unsere Wünsche darzutun, hatten wir bald herausgefunden. daß man zunächst das Vertrauen dieser Leute gewinnen mußte, was am schnellsten durch Erregung ihrer Neugier geschah. Wenn Obermaschinist L. seine schon lange verrostete Taschenuhr herauszog, die wir dann interessiert betrachteten, | + | In einem [[wiki: |
Die Leute waren gutmütig und gastfreundlich, | Die Leute waren gutmütig und gastfreundlich, | ||
Nach etwa vierzehn Tagen gelangten sie in eine kleine Stadt namens Mompanse und schlugen von dort den Weg nach Kirin ein, einer Stadt, die an dem Fluß Sungari liegt, etwa in der Mitte zwischen Mukden ((Heute Shenyang)) und Charbin ((Heute „Harbin“)). In Kirin angekommen, wurden sie von einem der beiden dort ansässigen Deutschen freundlich bewirtet. Dieser erzählte, daß bereits ein halbes Jahr vorher elf deutsche und österreichische Offiziere die Flucht auf der gleichen Route versucht hätten, jedoch nur vier hätten Kirin lebend erreicht und wären nun in Tientsin interniert.\\ | Nach etwa vierzehn Tagen gelangten sie in eine kleine Stadt namens Mompanse und schlugen von dort den Weg nach Kirin ein, einer Stadt, die an dem Fluß Sungari liegt, etwa in der Mitte zwischen Mukden ((Heute Shenyang)) und Charbin ((Heute „Harbin“)). In Kirin angekommen, wurden sie von einem der beiden dort ansässigen Deutschen freundlich bewirtet. Dieser erzählte, daß bereits ein halbes Jahr vorher elf deutsche und österreichische Offiziere die Flucht auf der gleichen Route versucht hätten, jedoch nur vier hätten Kirin lebend erreicht und wären nun in Tientsin interniert.\\ | ||
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=== Von China nach Amerika === | === Von China nach Amerika === | ||
- | Dann beginnt die Vorbereitung für die Flucht aus China: Ihm bleibt nur die Passage mit einem Schiff über Japan nach Amerika, denn sich durch Zentralasien nach Persien durchzuschlagen, | + | Dann beginnt die Vorbereitung für die Flucht aus China: Ihm bleibt nur die Passage mit einem Schiff über Japan nach Amerika, denn sich durch Zentralasien nach Persien durchzuschlagen, |
Er verbessert sein Französisch und Englisch, läßt sich in Sprachstunden seinen Akzent austreiben, paukt die bei Seeleuten üblichen Redewendungen. Dann besorgte er sich Kataloge, Geschäftspapiere und Briefbogen einer Schweizer Maschinenfabrik. Einen abgelaufenen französischen Paß kaufte er auf dem Schwarzmarkt, | Er verbessert sein Französisch und Englisch, läßt sich in Sprachstunden seinen Akzent austreiben, paukt die bei Seeleuten üblichen Redewendungen. Dann besorgte er sich Kataloge, Geschäftspapiere und Briefbogen einer Schweizer Maschinenfabrik. Einen abgelaufenen französischen Paß kaufte er auf dem Schwarzmarkt, | ||
- | Während der einen Monat dauernden Passage suchte er sich mit möglichst vielen Passagieren bekanntzumachen, | + | Während der einen Monat dauernden Passage suchte er sich mit möglichst vielen Passagieren bekanntzumachen, |
=== Von New York nach Norwegen === | === Von New York nach Norwegen === | ||
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===== 5 Bedingungen und Verhalten in Zwangssituationen ===== | ===== 5 Bedingungen und Verhalten in Zwangssituationen ===== | ||
==== Selbstbestimmung und Objekt ==== | ==== Selbstbestimmung und Objekt ==== | ||
- | Zweimal im 20. Jahrhundert unterbrachen Kriege weltweit die Kontinuität des Gewohnten, einmal vier, dann noch einmal sechs Jahre lang, gefolgt von Jahren nur langsamer Normalisierung im Schatten der Kriege. Reisende bewegen sich immer außerhalb der Normalität und des Alltags, doch in den Zeiten der Not und des Krieges, finden sie sich in außergewöhnlichem Maße staatlichen Zwängen und menschlicher Willkür ausgesetzt. Extremsituationen werden zur alltäglichen Routine, zum permanenten Existenzkampf. | + | Zweimal im [[wiki: |
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Wichtiger als die unterschiedlichen Ziele ist das Maß der Selbstbestimmtheit, | Wichtiger als die unterschiedlichen Ziele ist das Maß der Selbstbestimmtheit, | ||
- | Reisende werden in Kriegszeiten wie Soldaten, Gefangene, Spione behandelt (Aram, Harrer, Sattler). Reisende sind in Kriegszeiten nun einmal häufig nicht mehr selbstbestimmt, | + | Reisende werden in Kriegszeiten wie Soldaten, Gefangene, Spione behandelt (Aram, Harrer, Sattler). Reisende sind in Kriegszeiten nun einmal häufig nicht mehr selbstbestimmt, |
Ein Flüchtiger wandelt auf der Grenze zwischen beiden Extremen. Have bemerkt das bereits auf der Flucht: // „Erst jahrelang als Gefangener reines Objekt, das alles mit sich geschehen läßt, dann plötzlich, das Geschick an sich reißend, selbstbestimmter, | Ein Flüchtiger wandelt auf der Grenze zwischen beiden Extremen. Have bemerkt das bereits auf der Flucht: // „Erst jahrelang als Gefangener reines Objekt, das alles mit sich geschehen läßt, dann plötzlich, das Geschick an sich reißend, selbstbestimmter, | ||
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Wer sich derart unvermittelt in Feindesland wiederfand konnte mit etwas Glück, Papieren, Geld und schneller Entschlußkraft noch in neutrale Länder ausreisen. Walter-Eberhard Freiherr von Medem hat soviel Glück, als er kurz vor der Kriegserklärung Englands noch an Bord eines deutschen Dampfers kommt. John Hagenbeck empört sich über seine Ausweisung aus Ceylon, wo er schon viele Jahre lebte, doch die zurückgebliebenen Deutschen wurden entgegen aller Zusagen interniert. Nur selten gelang es Reisenden, im jeweiligen Aufenthaltsland zu bleiben und normal zu leben: Hans Helfritz war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Südamerika, | Wer sich derart unvermittelt in Feindesland wiederfand konnte mit etwas Glück, Papieren, Geld und schneller Entschlußkraft noch in neutrale Länder ausreisen. Walter-Eberhard Freiherr von Medem hat soviel Glück, als er kurz vor der Kriegserklärung Englands noch an Bord eines deutschen Dampfers kommt. John Hagenbeck empört sich über seine Ausweisung aus Ceylon, wo er schon viele Jahre lebte, doch die zurückgebliebenen Deutschen wurden entgegen aller Zusagen interniert. Nur selten gelang es Reisenden, im jeweiligen Aufenthaltsland zu bleiben und normal zu leben: Hans Helfritz war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Südamerika, | ||
- | Wer es nicht schaffte, sich rechtzeitig abzusetzen, dem drohte neben dem Unwillen der Bevölkerung Hausarrest, die Internierung in Gefängnis, Zuchthaus oder Konzentrationslager. Concentration camps gab es bei den Engländern bereits im Ersten Weltkrieg - allerdings waren diese nicht mit den Konzentrationslagern der Deutschen im Zweiten Weltkrieg zu vergleichen. Auch die Vichy-Regierung im besetzten Frankreich richtete Konzentrationslager ein: //„In diesen Lagern ... werden gespeist, gekleidet und zu nützlicher Arbeit angehalten alle jene unerwünschten und nicht anpassungsfähigen Elemente, die sich anders nicht weiterhelfen könnten: alle jene, die sonst in die Fremdenlegion eingetreten wären, Landstreicher und Heruntergekommene, | + | Wer es nicht schaffte, sich rechtzeitig abzusetzen, dem drohte neben dem Unwillen der Bevölkerung Hausarrest, die Internierung in Gefängnis, Zuchthaus oder Konzentrationslager. Concentration camps gab es bei den Engländern bereits im Ersten Weltkrieg - allerdings waren diese nicht mit den Konzentrationslagern der Deutschen im Zweiten Weltkrieg zu vergleichen. Auch die Vichy-Regierung im besetzten Frankreich richtete Konzentrationslager ein: //„In diesen Lagern ... werden gespeist, gekleidet und zu nützlicher Arbeit angehalten alle jene unerwünschten und nicht anpassungsfähigen Elemente, die sich anders nicht weiterhelfen könnten: alle jene, die sonst in die Fremdenlegion eingetreten wären, Landstreicher und Heruntergekommene, |
Die Lagersysteme glichen sich überall auf der Welt und machten den Internierten das Leben mal mehr, mal weniger schwer. Zunächst einmal waren es tatsächlich „Konzentrationslager“: | Die Lagersysteme glichen sich überall auf der Welt und machten den Internierten das Leben mal mehr, mal weniger schwer. Zunächst einmal waren es tatsächlich „Konzentrationslager“: | ||
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==== Bei Kriegsausbruch im neutralen Ausland ==== | ==== Bei Kriegsausbruch im neutralen Ausland ==== | ||
- | Weltweit besteht nach einer Mobilmachung für jeden Deutschen die Pflicht, sich bei der nächsten deutschen Behörde zu melden, bei Konsulaten oder Botschaften. Wer seinen Wohnsitz im neutralen oder befreundeten Ausland hatte, bekam dort seinen Gestellungsbefehl zugestellt. Arthur Heye befand sich allein im Grenzgebiet zwischen Kenia und Tanzania, Hauer ist im Gebiet um den Tanganjikasee unterwegs, dennoch erreichen sie Boten mit dem Befehl, sich sofort bei der nächsten deutschen Behörde zu melden. Gustav Fruhmann, einen Österreicher, | + | Weltweit besteht nach einer Mobilmachung für jeden Deutschen die Pflicht, sich bei der nächsten deutschen Behörde zu melden, bei Konsulaten oder Botschaften. Wer seinen |
Reisende befanden sich in einer der drei folgenden Situationen: | Reisende befanden sich in einer der drei folgenden Situationen: | ||
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==== Wer konnte reisen? ==== | ==== Wer konnte reisen? ==== | ||
- | Bei der ersten und zweiten Situation war es mit der Freiheit des Reisens dann auf einige Zeit vorbei, in der dritten Situation war zumindest ein fremdes Land zum „Gefängnis“ geworden. Nur für wehruntaugliche Bürger (z.B. Kurt Faber) und Frauen der kriegführenden Nationen bestand zumindest theoretisch die Möglichkeit zu reisen, und dann nur in befreundeten Ländern. Selbst offiziell neutrale Länder waren häufig nicht wirklich souverän in ihrer Neutralität; | + | Bei der ersten und zweiten Situation war es mit der [[wiki: |
- | Weitergehende Reisefreiheit hatten Bürger der neutralen Länder und so ist es kein Zufall, daß das einzige Beispiel eines freiwillig während des zweiten Weltkriegs Reisenden von einem Schweizer stammt (Hans von Meiss-Teuffen). Da aber auch diese Länder eine Armee unterhielten, | + | Weitergehende Reisefreiheit hatten Bürger der neutralen Länder und so ist es kein Zufall, daß das einzige Beispiel eines freiwillig während des zweiten Weltkriegs Reisenden von einem Schweizer stammt ('' |
- | Bei einigen der durch Krieg jahrelang von der Heimat ferngebliebenen Deutschen hatte die lange Abwesenheit den Effekt, daß sie sich nach der Heimkehr in Deutschland nicht mehr wohlfühlten: | + | Bei einigen der durch Krieg jahrelang von der Heimat ferngebliebenen Deutschen hatte die lange Abwesenheit den Effekt, daß sie sich nach der [[wiki: |
==== Strategien der Flucht ==== | ==== Strategien der Flucht ==== | ||
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Schlußendlich geht es um eine passende Ausrüstung, | Schlußendlich geht es um eine passende Ausrüstung, | ||
- | In jedem Fall müssen Ausstattung, | + | In jedem Fall müssen Ausstattung, |
Selbst wenn die Flucht gelingt, befindet man sich meist noch nicht in Sicherheit: Magener und von Have benötigen einen Monat für ihre Flucht durch Indien, verbringen danach aber drei Monate in japanischen Gefängnissen, | Selbst wenn die Flucht gelingt, befindet man sich meist noch nicht in Sicherheit: Magener und von Have benötigen einen Monat für ihre Flucht durch Indien, verbringen danach aber drei Monate in japanischen Gefängnissen, | ||
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==== Ludwig „Lutz“ Chicken ==== | ==== Ludwig „Lutz“ Chicken ==== | ||
Im Frühjahr 1939 zog eine kleine Expedition im Auftrag der Deutschen Himalajastiftung aus, um eine neue Route zur Besteigung des Nanga Parbat durch die Diamirflanke zu erschließen. Geleitet wurde sie von Peter Aufschnaiter aus Kitzbühel, die drei weiteren Teilnehmer waren Heinrich Harrer aus Graz, Hans Lobenhoffer aus Bamberg und Lutz Chicken aus Bozen. Sie fanden einen möglichen, wenngleich schwierigen und gefährlichen Weg. Während die Gruppe im August 1939 nach Karachi reiste und von dort die Heimreise antreten wollte, brach der Krieg aus. Am 3. September wurden sie verhaftet und über das Lager Ahmednagar sie in das Lager Dehra-Dun bei Mussorie in Nordindien gebracht. Promovierte 1947 an der medizinischen Fakultät München zum Thema „Die Krankheitsindizien im Internierungslager Premnagar“ und hat dabei wohl seine Erfahrungen als Internierter verarbeitet. | Im Frühjahr 1939 zog eine kleine Expedition im Auftrag der Deutschen Himalajastiftung aus, um eine neue Route zur Besteigung des Nanga Parbat durch die Diamirflanke zu erschließen. Geleitet wurde sie von Peter Aufschnaiter aus Kitzbühel, die drei weiteren Teilnehmer waren Heinrich Harrer aus Graz, Hans Lobenhoffer aus Bamberg und Lutz Chicken aus Bozen. Sie fanden einen möglichen, wenngleich schwierigen und gefährlichen Weg. Während die Gruppe im August 1939 nach Karachi reiste und von dort die Heimreise antreten wollte, brach der Krieg aus. Am 3. September wurden sie verhaftet und über das Lager Ahmednagar sie in das Lager Dehra-Dun bei Mussorie in Nordindien gebracht. Promovierte 1947 an der medizinischen Fakultät München zum Thema „Die Krankheitsindizien im Internierungslager Premnagar“ und hat dabei wohl seine Erfahrungen als Internierter verarbeitet. | ||
- | - Die Krankheitsindizien im Internierungslager Premnagar/ | + | - //Die Krankheitsindizien im Internierungslager Premnagar/ |
+ | - //Durchs Jahrhundert. Mein Leben als Arzt und Bergsteiger// | ||
==== Gustav Fruhmann ==== | ==== Gustav Fruhmann ==== | ||
Am 24.10.1896 hatte Fruhmann seine Kellnerausbildung abgeschlossen und verläßt Wien achtzehnjährig. Er will die Welt sehen, die angebotene Stelle bei Sacher sagt er ab. Mit einem Billett dritter Klasse und 120 Gulden fährt er nach London. Der Stelle in London folgt eine auf einem Dampfer nach Südafrika und er macht die Reise zweimal, geht heimlich von Bord und bleibt in Südafrika, bis er 1899 den Einberufungsbefehl bekommt. Zurück in Wien sagt man ihm, man hätte dieses Jahr schon genügend Rekruten, er könne wieder gehen. Einem Engagement auf einem Dampfer im Mittelmeer entflieht er in Istanbul. „Ich bin schon ein unruhiges Blut, das nicht lange an einem Ort bleiben kann, ich bin das, was man auf wienerisch einen ' | Am 24.10.1896 hatte Fruhmann seine Kellnerausbildung abgeschlossen und verläßt Wien achtzehnjährig. Er will die Welt sehen, die angebotene Stelle bei Sacher sagt er ab. Mit einem Billett dritter Klasse und 120 Gulden fährt er nach London. Der Stelle in London folgt eine auf einem Dampfer nach Südafrika und er macht die Reise zweimal, geht heimlich von Bord und bleibt in Südafrika, bis er 1899 den Einberufungsbefehl bekommt. Zurück in Wien sagt man ihm, man hätte dieses Jahr schon genügend Rekruten, er könne wieder gehen. Einem Engagement auf einem Dampfer im Mittelmeer entflieht er in Istanbul. „Ich bin schon ein unruhiges Blut, das nicht lange an einem Ort bleiben kann, ich bin das, was man auf wienerisch einen ' | ||
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==== Werner-Otto von Hentig ==== | ==== Werner-Otto von Hentig ==== | ||
- | * 22.5.1886 in Berlin. Sein Vater war Staatsminister, | + | * 22.5.1886 in Berlin. Sein Vater war Staatsminister, |
* (1.) Heim durch Kurdistan. Ritt u. Reise von Persien zur Ostfront 1914. Voggenreiter. Potsdam. 1943. 124 S., 8° (2 Ausg.) | * (1.) Heim durch Kurdistan. Ritt u. Reise von Persien zur Ostfront 1914. Voggenreiter. Potsdam. 1943. 124 S., 8° (2 Ausg.) | ||
* (2.) Ins verschlossene Land. Ein Kampf um Mensch und Meile. Voggenreiter. Potsdam. 1928. 192 S., 8° (7 dt. Auflg., Über 200. Tsd. Ex. i. d. 1. Aufl.) | * (2.) Ins verschlossene Land. Ein Kampf um Mensch und Meile. Voggenreiter. Potsdam. 1928. 192 S., 8° (7 dt. Auflg., Über 200. Tsd. Ex. i. d. 1. Aufl.) | ||
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* (2.) Hatako. Das Leben eines Kannibalen. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1921) in zwei Auflagen und vier Ausgaben bis 1945 | * (2.) Hatako. Das Leben eines Kannibalen. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1921) in zwei Auflagen und vier Ausgaben bis 1945 | ||
* (3.) Wanderer ohne Ziel. Von abenteuerlichem Zwei- und Vierbein. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1922) in zwei Ausgaben | * (3.) Wanderer ohne Ziel. Von abenteuerlichem Zwei- und Vierbein. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1922) in zwei Ausgaben | ||
- | * (4.) Unterwegs. Die Lebensfahrt eines romantischen | + | * (4.) Unterwegs. Die Lebensfahrt eines romantischen |
* (5.) Allah hu akbar. Unterwegs im Morgenlande. Berlin, Safari Vlg. (DEA 1926) 5 Aufl. u. 3 Ausg.bis 1961 | * (5.) Allah hu akbar. Unterwegs im Morgenlande. Berlin, Safari Vlg. (DEA 1926) 5 Aufl. u. 3 Ausg.bis 1961 | ||
* (6.) Meine Brüder. Bilderbuch einer langen Fahrt durch befremdliche Länder und Zeiten Berlin, Safari-Vlg., | * (6.) Meine Brüder. Bilderbuch einer langen Fahrt durch befremdliche Länder und Zeiten Berlin, Safari-Vlg., | ||
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==== Antoni-Ferdinand Ossendowski ==== | ==== Antoni-Ferdinand Ossendowski ==== | ||
* 27.5.1876 in Witebsk (Polen), sein Vater Martin war Arzt, seine Mutter hieß Wiktoria Bortkiewicz. Die uradlige polnische Familie stammte ursprünglich aus Ossendowice. Er besuchte das Gymnasium, ging dann an die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Petersburg und erwarb dort ausgezeichnete Kenntnisse der Kohlengruben und Goldfundstellen Sibiriens. Frühzeitig war er gezwungen, sich das Studium selbst zu finanzieren. Zahlreiche Forschungsreisen führten ihn nach Sibiren und in die Mongolei. Im russisch-japanischen Krieg war er Dezernent für Brennstoffversorgung der russischen Armee. Später wurde er als Professor für organische Chemie an das Polytechnikum des Instituts Petersburg gerufen, außerdem war er im Beirat der Regierung. 1905 wurde er in die russische Revolution hineingerissen, | * 27.5.1876 in Witebsk (Polen), sein Vater Martin war Arzt, seine Mutter hieß Wiktoria Bortkiewicz. Die uradlige polnische Familie stammte ursprünglich aus Ossendowice. Er besuchte das Gymnasium, ging dann an die mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Petersburg und erwarb dort ausgezeichnete Kenntnisse der Kohlengruben und Goldfundstellen Sibiriens. Frühzeitig war er gezwungen, sich das Studium selbst zu finanzieren. Zahlreiche Forschungsreisen führten ihn nach Sibiren und in die Mongolei. Im russisch-japanischen Krieg war er Dezernent für Brennstoffversorgung der russischen Armee. Später wurde er als Professor für organische Chemie an das Polytechnikum des Instituts Petersburg gerufen, außerdem war er im Beirat der Regierung. 1905 wurde er in die russische Revolution hineingerissen, | ||
- | (1.) Flammendes Afrika. Quer durch Marokko. (Übertr. a. d. Engl. v. C. H. Pollog) G. Reissner. Dresden. 1926. 334 S., 8°, 40 Bildtfll. (2 Ausg.) | + | * (1.) Flammendes Afrika. Quer durch Marokko. (Übertr. a. d. Engl. v. C. H. Pollog) G. Reissner. Dresden. 1926. 334 S., 8°, 40 Bildtfll. (2 Ausg.) |
- | (2.) Unter dem Gluthauch der Wüste. Quer durch Algerien und Tunis. (Übertr. a. d. Engl. v. O. Marbach) G. Reissner. Dresden. 1927. 324 S., 8°, 40 Bildtfll. (3 Ausg.) | + | |
- | (3.) Tiere, Menschen und Götter. W. v. Dewall (Hrsg.) Frankfurter Societätsdruckerei. Ff./M. 1924. 369 S., 8°. (3 Ausg.) | + | |
- | (4.) In den Dschungeln der Wälder und Menschen. Man and mystery in Asia. W. v. Dewall (Hrsg.) Frankfurter Societätsdruckerei. Ff./M. 1924. 399 S. (2 Ausg.) | + | |
- | (5.) Japanische Erzählungen. (A. d. Poln.) Eurasia. Wien. 1924. 217 S., kl. 8°. | + | |
- | (6.) Im Land der Bären. (A. d. Poln.) Stuffer. Baden-Baden. 1938. 86 S., 8°. Zeichn. v. O. Starke. (2 Ausg.) | + | |
- | (7.) Lenin. Ein biographischer Roman. Sieben Stäbe. Berlin. 1930. 437 S. 8° | + | |
- | (8.) Die Löwin. Ein marokkanischer Roman. Reissner. Dresden. 1929. 312 S., 8°. (2 Ausg.) | + | |
- | (9.) Hinter Chinas Mauer. Roman. Reissner. Dresden. 1929. 312 S., 8°. (2 Ausg.) | + | |
- | (10.) Schatten des dunklen Ostens. Ein Stück Sittengeschichte des russischen Volkes. Eurasia. Wien. 1924. 168 S., 8° | + | |
- | (11.) Schattenbilder aus dem neuen Rußland. Phaidon. Wien. 1928. 255 S., kl. 8° | + | |
- | (12.) Sklaven der Sonne. Eine Forschungsexpedition ins dunkelste Afrika. Reissner. Dresden. 1928. 467 S., 8°, 24 Abb. | + | |
- | (13.) Tagebuch e. Schimpansin. Phaidon. Wien. 1929. 234 S. | + | |
- | (14.) Im sibirischen Zuchthaus. From President to Prison. W. v. Dewall (Hrsg.) Frankfurter Societätsdruckerei. Ff./M. 1925. 427 S., 8°. | + | |
Ossendowski veröffentlichte etwa 60 Bände, von denen hier nur die in Deutschland erschienenen aufgeführt sind. Über den Wahrheitsgehalt seiner sibirischen Erlebnisse wurde intensiv debattiert: | Ossendowski veröffentlichte etwa 60 Bände, von denen hier nur die in Deutschland erschienenen aufgeführt sind. Über den Wahrheitsgehalt seiner sibirischen Erlebnisse wurde intensiv debattiert: | ||
- Thomas Neuhaus: Tibet in the Western Imagination. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2012, 126 ff. | - Thomas Neuhaus: Tibet in the Western Imagination. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2012, 126 ff. | ||
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==== Slavomir Rawitsch (Rawicz) ==== | ==== Slavomir Rawitsch (Rawicz) ==== | ||
- | *ca. 1915. Er diente als Leutnant in der polnischen Kavallerie, seine Mutter war Russin, sein Vater Besitzer eines Gutes in Pinsk. 1937 wurde er zur Armee einberufen, gerade als er sein Diplom als Architekt und Bauinspektor an der Technischen Hochschule in Warschau vorbereitete. Nach zwölf Monaten in der Infanterieschule in Brest-Litowsk schloß er auch sein Examen ab und wurde 1939 im Zuge einer inoffiziellen Mobilmachung einberufen. Seine Frau Vera heiratete er am 5.7.1939. Er wurde am 19.11.1939 in Pinsk von den Russen gefangengenommen und verbrachte etwa ein Jahr in den russischen Gefängnissen von Minsk und Charbow sowie in der Lubjanka in Moskau. Verurteilung durch den NKWD zu 25 Jahren Arbeitslager, | + | *ca. 1915. Er diente als Leutnant in der polnischen Kavallerie, seine Mutter war Russin, sein Vater Besitzer eines Gutes in Pinsk. 1937 wurde er zur Armee einberufen, gerade als er sein Diplom als Architekt und Bauinspektor an der Technischen Hochschule in Warschau vorbereitete. Nach zwölf Monaten in der Infanterieschule in Brest-Litowsk schloß er auch sein Examen ab und wurde 1939 im Zuge einer inoffiziellen Mobilmachung einberufen. Seine Frau Vera heiratete er am 5.7.1939. Er wurde am 19.11.1939 in Pinsk von den Russen gefangengenommen und verbrachte etwa ein Jahr in den russischen Gefängnissen von Minsk und Charbow sowie in der Lubjanka in Moskau. Verurteilung durch den NKWD zu 25 Jahren Arbeitslager, |
- Flucht durch Steppe und Wüste. Büchergilde Gutenberg. Frankfurt/ | - Flucht durch Steppe und Wüste. Büchergilde Gutenberg. Frankfurt/ | ||
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* (3.) Auf deutschem Boden um die Erde. Erinnerungen eines Weltreisenden. Schaffstein. Köln. 1934. 79 S., 8° | * (3.) Auf deutschem Boden um die Erde. Erinnerungen eines Weltreisenden. Schaffstein. Köln. 1934. 79 S., 8° | ||
* (4.) Südamerikanisches Auswanderer-ABC. Praktische Winke u. Ratschläge. Ausland u. Heimat. Stuttgart. 1921. 40 S., gr. 8° | * (4.) Südamerikanisches Auswanderer-ABC. Praktische Winke u. Ratschläge. Ausland u. Heimat. Stuttgart. 1921. 40 S., gr. 8° | ||
- | * (5.) Der Balkan Amerikas. Mit Kind und Kegel durch Mexiko zum Panamakanal. Brockhaus. Lpz. 1937. 274 S., 8° (10 Aufl.) | + | * (5.) Der [[wiki: |
* (6.) Im Balkankrieg. Singer. Strassburg. 1918. 125 S. | * (6.) Im Balkankrieg. Singer. Strassburg. 1918. 125 S. | ||
* (7.) Fahrten- und Abenteuerbuch. Büchergilde Gutenberg. Berlin. 1925. 236 S., gr. 8° | * (7.) Fahrten- und Abenteuerbuch. Büchergilde Gutenberg. Berlin. 1925. 236 S., gr. 8° | ||
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===== 7 Verweise ===== | ===== 7 Verweise ===== | ||
siehe auch\\ | siehe auch\\ | ||
- | * Literaturliste Fluchtreisen mit mehr als 70 Titeln\\ | + | * [[wiki: |
- | * Literaturliste biographischer Reiseliteratur | + | * [[wiki: |
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wiki/flucht.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 03:08 von norbert