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wiki:der_weise_narr

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 ====== Der weise Narr ====== ====== Der weise Narr ======
-Der in der Moderne alleingültige Weg zur Weisheit bedient sich seit der [[wiki:aufklaerung|Aufklärung]] der Vernunft. ''Erasmus'' meinte allerdings in seinem //Lob der Torheit// ((Lateinisch Moriae encomium, auch: Lob der Narrheit, griech. Laus stultitiae, Paris 1511 )), dass die Vernunft ergänzt werden müsse und nannte den weisen Mann, der diesen Weg ginge, einen Morosophen im Unterschied zum Philosophen. Den Begriff Morosophoï prägte sein Vorbild, der Satiriker ''Lukian von Samosate'' (um 120 bis 180 BC). In manchen Staaten werden heute noch Schüler und Studenten im zweiten Jahr der Ausbildung als //Sophomores// bezeichnet (griechisch σοφός sophós ‚weise‘ und μωρός mōrós `närrisch‘). Die Erfahrung, dass die [[wiki:welt|Welt]] getäuscht sein will und [[wiki:illusionen|Illusionen]] liebt, zeigt den Sieg der Torheit über die Vernunft: Englisch fool, jester, prankster, storyteller, minstrel, altertümlich: disour, buffoon, bourder; im antiken Rom balatro ((Horaz: Satiren 2.2)). Wahr daran bleibt, dass auch die Vernunft der [[wiki:phantasie|Phantasie]] bedarf, damit der [[wiki:moeglichkeitssinn|Möglichkeitssinn]] unbekannte Räume und [[wiki:phantasieorte|phantastische Orte]] erkunden kann, damit das Prinzip der [[wiki:serendipity|Serendipity]] wirken kann.\\  + 
-Ob satirisch oder nicht, die seit Jahrtausenden beliebten Geschichten weiser Narren legen nahe darin einen archetypischen Zug der menschlichen Psyche zu erkennen, der jedem vertraut ist und der mit dem [[wiki:trickster|Trickster]] verwandt ist. Charakteristisch für ihn ist, dass er immer ein [[wiki:einzelne|Einzelner]] ist, meist ein [[wiki:heimatlos|Heimatloser]], ein unstet wandernder [[wiki:reisende|Reisender]], manchmal ein [[wiki:wandermoench|Wandermönch]] oder ein [[wiki:wanderpoeten|Wanderpoet]]. \\ +==== Liste berühmter Narren als Erzählfigur ==== 
 Der weise Narr ist eine in vielen Kulturen verbreitete [[wiki:stereotyp#Beispielhafte Figuren|beispielhafte Figur]] überlieferter Erzählungen: Der weise Narr ist eine in vielen Kulturen verbreitete [[wiki:stereotyp#Beispielhafte Figuren|beispielhafte Figur]] überlieferter Erzählungen:
   * ''Till Eulenspiegel'', der zwischen 1300 und 1350 im Norddeutschen gelebt haben soll (Dyl Ulenspegel);   * ''Till Eulenspiegel'', der zwischen 1300 und 1350 im Norddeutschen gelebt haben soll (Dyl Ulenspegel);
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     * Ulrich Marzolph: Der weise Narr Buhlul (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes). Steiner Verlag, Wiesbaden 1983, ISBN 978-3-515-03908-6     * Ulrich Marzolph: Der weise Narr Buhlul (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes). Steiner Verlag, Wiesbaden 1983, ISBN 978-3-515-03908-6
  
-----+==== Narrenliteratur ==== 
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 +Die heutige Wissenschaft versteht unter //Narrenliteratur// eine Literaturgattung, in der sich Weisheit (lat. sapientia) und Narrheit (lat. stultitia) begegnen, wobei die Narrheit durch einen weltlichen Menschen personalisiert wird, der ungläubig Gott verneint; als Vorbild gilt Psalm 52.  
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 +Satirisch geprägt sind dabei volkstümliche Erzählungen die den in der Moderne alleingültigen Weg zur Weisheit konterkarieren. ''Erasmus'' meinte in seinem //Lob der Torheit// ((Lateinisch Moriae encomium, auch: Lob der Narrheit, griech. Laus stultitiae, Paris 1511 )), dass die Vernunft ([[wiki:aufklaerung|Aufklärung]])ergänzt werden müsse und nannte den weisen Mann, der diesen Weg ginge, einen //Morosophen// im Unterschied zum Philosophen. Den Begriff Morosophoï prägte sein Vorbild, der Satiriker ''Lukian von Samosate'' (um 120 bis 180 BC). In manchen Staaten werden heute noch Schüler und Studenten im zweiten Jahr der Ausbildung als //Sophomores// bezeichnet (griechisch σοφός sophós ‚weise‘ und μωρός mōrós `närrisch‘).  
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 +Die Erfahrung, dass die [[wiki:welt|Welt]] getäuscht sein will und [[wiki:illusionen|Illusionen]] liebt, zeigt den Sieg der Torheit über die Vernunft: Englisch //fool//, //jester//, //prankster//, //storyteller//, //minstrel//, altertümlich: //disour//, //buffoon//, //bourder//; im antiken Rom //balatro// ((''Horaz'': //Satiren// 2.2)). Wahr daran bleibt, dass auch die Vernunft der [[wiki:phantasie|Phantasie]] bedarf, damit der [[wiki:moeglichkeitssinn|Möglichkeitssinn]] unbekannte Räume und [[wiki:phantasieorte|phantastische Orte]] erkunden kann, damit das Prinzip der [[wiki:serendipity|Serendipity]] wirken kann. 
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 +Ob satirisch oder nicht, die seit Jahrtausenden beliebten Geschichten weiser Narren legen nahe darin einen archetypischen Zug der menschlichen Psyche zu erkennen, der jedem vertraut ist und der mit dem [[wiki:trickster|Trickster]] verwandt ist. Charakteristisch für ihn ist, dass er immer ein [[wiki:einzelne|Einzelner]] ist, meist ein [[wiki:heimatlos|Heimatloser]], ein unstet wandernder [[wiki:reisende|Reisender]], manchmal ein [[wiki:wandermoench|Wandermönch]] oder ein [[wiki:wanderpoeten|Wanderpoet]]. 
 ==== Literatur ==== ==== Literatur ====
   * ''Ulrich Holbein''\\ //Heilige Narren. 22 Lebensbilder.// Marix Verlag, Wiesbaden 2012    * ''Ulrich Holbein''\\ //Heilige Narren. 22 Lebensbilder.// Marix Verlag, Wiesbaden 2012 
wiki/der_weise_narr.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/01 11:56 von norbert

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