Marion Gräfin Dönhoff
in DIE ZEIT 26. August 1966wiki:der_neue_mensch
Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Der Neue Mensch
Utopismus als Sucht nach dem Ort, den es nicht gibt, jedoch geben sollte, erkennt in seiner gefährlichen Form als -ismus den Menschen als Wurzel allen Übels und fordert also dessen Erneuerung.
Solche Erneuerung fordert zunächst Verzicht, dann Einsicht und Anpassung. So forderte Mao
in Rotchina den »Allzweck-Mensch: Arbeiter, Bauer, Soldat, Wissenschaftler zugleich« 1). Wer das nicht einsieht kann im Umerziehungslager eines Besseren belehrt werden, nicht nur in China.
- Der Wunsch einen »neuen Menschen« zu schaffen setzt voraus, dass es ein Vorbild gibt. Das zu beurteilen obliegt wiederum anderen Menschen - aber ist das nicht gleichbedeutend mit Hochmut?
- Der Weg zum »neuen Menschen« verlangt zunächst das Zerstören des »alten Menschen«. Auch der muss erst einmal erkannt werden - von wem?
- Der erste Schritt dorthin fordert Verzicht und ein Bekenntnis zur Einsicht, also Anerkennung eines neuen Glaubenssystems.
- Und sonst?
Als ursächlich gelten die sieben Todsünden:
Superbia | Hochmut | Stolz, Eitelkeit, Übermut |
---|---|---|
Avaritia | Geiz | Habgier, Habsucht |
Luxuria | Wollust | Ausschweifung, Genusssucht, Begehren, Unkeuschheit |
Ira | Zorn | Jähzorn, Wut, Rachsucht |
Gula | Völlerei | Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Unmäßigkeit, Selbstsucht |
Invidia | Neid | Eifersucht, Missgunst |
Acedia | Faulheit | Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens |
1)
Steigbügelhalter der Gewalttätigen?
Maos Rezept: „Politische Macht aus Gewehrläufen“,
wiki/der_neue_mensch.1614066793.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/02/23 07:53 von norbert