Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:bergwelt

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
wiki:bergwelt [2023/06/06 04:59] – [Bergwelt] norbertwiki:bergwelt [2024/03/20 14:42] (aktuell) – [Dem Himmel näher kommen - der Berg Sinai] norbert
Zeile 2: Zeile 2:
 Der [[wiki:weg|Weg]] nach oben führt topographisch gesehen in eine Sackgasse, weil es irgendwann immer wieder nach unten geht.\\ Dass man daraus einen Sport (Bergsteigen) und eine Einstellung (Alpinismus) machen kann, ist ein Thema der Neuzeit.\\ Neuzeitlich ist auch die Bewertung der Berge über ihre Höhe. Solange man diese nicht kannte, hinterließ vielmehr ihr Aussehen, ihre Form, ihr Einfluss aufs Wetter einen nachhaltigen Eindruck. Der [[wiki:weg|Weg]] nach oben führt topographisch gesehen in eine Sackgasse, weil es irgendwann immer wieder nach unten geht.\\ Dass man daraus einen Sport (Bergsteigen) und eine Einstellung (Alpinismus) machen kann, ist ein Thema der Neuzeit.\\ Neuzeitlich ist auch die Bewertung der Berge über ihre Höhe. Solange man diese nicht kannte, hinterließ vielmehr ihr Aussehen, ihre Form, ihr Einfluss aufs Wetter einen nachhaltigen Eindruck.
  
-Berge statistisch zu erfassen ist schwierig, nicht nur weil es kartographische Messungenauigkeiten und Auflösungsgrenzen gibt. Berge einer Berggruppe gelten nur dann als eigenständig, wenn sie deutlich von den nächsten Bergen abgegrenzt sind. Darüber entscheidet die (willkürlich) gesetzte Schartenhöhe zwischen zwei Gipfeln (z.B. 500 Meter). Am selben Berg kann es zudem Nebengipfel geben, auch hier muss eine Schartenhöhe gesetzt werden (z.B. 40 Meter). Mit diesen Setzungen ergibt die kartographische Auswertung weltweit (siehe [[https://www.bielefeldt.de/hoheberged_zusatz.htm|Hartmuts Bergseite]] mit detaillierter Beschreibung des Verfahrens):+  * ''Jacek Woźniakowski''\\ Die Wildnis. Zur Deutungsgeschichte des Berges in der europäischen Neuzeit .\\ 467 S. 85 Ill. Frankfurt am Main 1990: Suhrkamp. [[https://d-nb.info/900876719/04|Inhalt]] 
 + 
 +Berge statistisch zu erfassen ist schwierig, nicht nur weil es kartographische MessungenauigkeitenAuflösungsgrenzen und Bezugssysteme (Meereshöhe) gibt.\\ Berge einer Berggruppe gelten nur dann als eigenständig, wenn sie deutlich von den nächsten Bergen abgegrenzt sind. Darüber entscheidet die (willkürlich) gesetzte Schartenhöhe zwischen zwei Gipfeln (z.B. 500 Meter). Am selben Berg kann es zudem Nebengipfel geben, auch hier muss eine Schartenhöhe gesetzt werden (z.B. 40 Meter). Mit diesen Setzungen ergibt die kartographische Auswertung weltweit (siehe [[https://www.bielefeldt.de/hoheberged_zusatz.htm|Hartmuts Bergseite]] mit detaillierter Beschreibung des Verfahrens):
   * 14 Achttausender, keine Nebengipfel - alle in Asien   * 14 Achttausender, keine Nebengipfel - alle in Asien
   * 166 Siebentausender und 356 Nebengipfel - alle in Asien   * 166 Siebentausender und 356 Nebengipfel - alle in Asien
-  * 1.624 Sechstausender und 11.725 Nebengipfel, davon 118 in Südamerika+  * 1.624 Sechstausender und 11.725 Nebengipfel, davon 118 in Südamerika, die übrigen in Asien
  
 ==== In die Berge gehen ==== ==== In die Berge gehen ====
Zeile 28: Zeile 30:
 === Erstbesteigungen === === Erstbesteigungen ===
  
-Als Geburtsstunde des Alpinismus gilt die Erstbesteigung des 2.087 Meter hohen //Mont Aiguille// in den französischen Westalpen **1492**. Diese wurde gründlich geplant und erforderte besondere Fähigkeiten (Felskletterei) und technische Mittel (Leitern, Seile). Die sechstägige Expedition bedurfte entsprechender Vorbereitung (Nahrung, Kleidung, Übernachtung ...).\\ +Als Geburtsstunde des Alpinismus gilt die Erstbesteigung des 2.087 Meter hohen //Mont Aiguille// in den französischen Westalpen **1492**. Diese wurde gründlich geplant und erforderte besondere Fähigkeiten (Felskletterei) und technische Mittel (Leitern, Seile). Die sechstägige Expedition bedurfte entsprechender Vorbereitung und Logistik (Nahrung, Kleidung, Übernachtung, Aufgabenverteilung ...).\\ 
 Angeordnet wurde sie von ''König Karl VIII.,'' geführt wurde sie von dessen Kammerherrn ''Antoine de Ville'', begleitet von einem Notar, zwei Priestern und mehr als einem halben Dutzend weiterer Begleiter. Es wurden Gipfelkreuze errichtet und es wurde eine Hütte gebaut. Die Leistung der Gruppe wurde nach deren Rückkehr gefeiert ((''Raspaud Michel''\\ //La mise en spectacle de l'alpinisme.//\\ In: Communications, 67, 1998. Le spectacle du sport. S 165-178. [[https://doi.org/10.3406/comm.1998.2023|DOI]] )).\\ Alle wesentlichen Elemente heutiger alpiner Gipfelbegehungen sind darin enthalten ((''Serge Briffaud''\\ //Visions de la montagne et imaginaire politique. L'ascension de 1492 au Mont-Aiguille, et ses traces dans la mémoire collective (1492-1834) //\\ Le Monde alpin et rhodanien. Revue régionale d’ethnologie, 16 (1988) 39–60 [[https://www.persee.fr/doc/mar_0758-4431_1988_num_16_1_1357|Online]] )). Ruhm war ein mögliches Motiv, denn der extrem auffällige Berg galt 1339 als //»roche merveilleuse«// ((Descriptio Castrorum Delphinatus, 1339. Archives départementales de l'Isère: B 3.120, f°128.)) und in der Mitte des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 15. Jahrhundert|15. Jahrhunderts]] machte ''Mathieu Thomassin'' ihn zum »//Mont Inaccessible//« ((Mathieu Thomasssin, Registre Delphinal, mss. Bibliothèque de Grenoble : U.909, f°317)). Dass zwei Priester dabei waren, schützte vor dem Vorwurf der Eitelkeit, des Hochmuts oder gar der Ketzerei und der Notar sicherte das Vorhaben urkundlich. Angeordnet wurde sie von ''König Karl VIII.,'' geführt wurde sie von dessen Kammerherrn ''Antoine de Ville'', begleitet von einem Notar, zwei Priestern und mehr als einem halben Dutzend weiterer Begleiter. Es wurden Gipfelkreuze errichtet und es wurde eine Hütte gebaut. Die Leistung der Gruppe wurde nach deren Rückkehr gefeiert ((''Raspaud Michel''\\ //La mise en spectacle de l'alpinisme.//\\ In: Communications, 67, 1998. Le spectacle du sport. S 165-178. [[https://doi.org/10.3406/comm.1998.2023|DOI]] )).\\ Alle wesentlichen Elemente heutiger alpiner Gipfelbegehungen sind darin enthalten ((''Serge Briffaud''\\ //Visions de la montagne et imaginaire politique. L'ascension de 1492 au Mont-Aiguille, et ses traces dans la mémoire collective (1492-1834) //\\ Le Monde alpin et rhodanien. Revue régionale d’ethnologie, 16 (1988) 39–60 [[https://www.persee.fr/doc/mar_0758-4431_1988_num_16_1_1357|Online]] )). Ruhm war ein mögliches Motiv, denn der extrem auffällige Berg galt 1339 als //»roche merveilleuse«// ((Descriptio Castrorum Delphinatus, 1339. Archives départementales de l'Isère: B 3.120, f°128.)) und in der Mitte des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 15. Jahrhundert|15. Jahrhunderts]] machte ''Mathieu Thomassin'' ihn zum »//Mont Inaccessible//« ((Mathieu Thomasssin, Registre Delphinal, mss. Bibliothèque de Grenoble : U.909, f°317)). Dass zwei Priester dabei waren, schützte vor dem Vorwurf der Eitelkeit, des Hochmuts oder gar der Ketzerei und der Notar sicherte das Vorhaben urkundlich.
  
Zeile 37: Zeile 39:
       * ''Harald Schueller''\\ //Ankogel und Hochalmspitze. Aus der Frühzeit ihrer alpinen Erschließung.//\\ Alpenvereins-Jahrbuch 104 (1979) 36–46 [[https://bibliothek.alpenverein.de/webOPAC/01_Alpenvereins-Publikationen/01_AV-Jahrbuch/AV_Jahrbuch_104.1979-web.pdf|Online]]       * ''Harald Schueller''\\ //Ankogel und Hochalmspitze. Aus der Frühzeit ihrer alpinen Erschließung.//\\ Alpenvereins-Jahrbuch 104 (1979) 36–46 [[https://bibliothek.alpenverein.de/webOPAC/01_Alpenvereins-Publikationen/01_AV-Jahrbuch/AV_Jahrbuch_104.1979-web.pdf|Online]]
   * **1784 Dôme du Goûter** (4.304 m) im Mont-Blanc-Massiv am 17. September 1784 von Jean-Marie Couttet und François Cuidet (Frankreich) als **erster Viertausender der Alpen**.    * **1784 Dôme du Goûter** (4.304 m) im Mont-Blanc-Massiv am 17. September 1784 von Jean-Marie Couttet und François Cuidet (Frankreich) als **erster Viertausender der Alpen**. 
-  * **1786 Mont Blanc** (4.808 m) in den Alpen, Schweiz/Italien/Frankreich, am 7. August 1786 durch die Franzosen Michel-Gabriel Paccard und Jacques Balmat, angeregt durch Horace-Bénédict de Saussure. +  * **1786 Mont Blanc** (4.808 m) in den Alpen, Schweiz/Italien/Frankreich, am 7. August 1786 durch die Franzosen Michel-Gabriel Paccard und Jacques Balmat, angeregt durch Horace-Bénédict de Saussure. **Der höchste oder nach dem Elbrus zweithöchste Berg Europas**, je nach Definition von »[[wiki:europa|Europa]]«.
   * **1800 Großglockner** (3.798 m) am  28. Juli 1800 (erster Versuch 1799) durch Martin Reicher und Mathias Hautzendorfer sowie vier namentlich nicht bekannte Bauern als [[wiki:fuehrer|Führer]] einer Expedition mit 62 Teilnehmern, u.a. Franz Michael Vierthaler, David Heinrich Hoppe, Ulrich Schiegg, Valentin Stanič, Franz Joseph Orrasch.   * **1800 Großglockner** (3.798 m) am  28. Juli 1800 (erster Versuch 1799) durch Martin Reicher und Mathias Hautzendorfer sowie vier namentlich nicht bekannte Bauern als [[wiki:fuehrer|Führer]] einer Expedition mit 62 Teilnehmern, u.a. Franz Michael Vierthaler, David Heinrich Hoppe, Ulrich Schiegg, Valentin Stanič, Franz Joseph Orrasch.
   * **1800 Watzmann** (2.713 m) im August 1800 durch Valentin Stanič (Österreich)   * **1800 Watzmann** (2.713 m) im August 1800 durch Valentin Stanič (Österreich)
   * **1821 Pangrango** (= Gede 3.019 m) auf Java, Indonesien, nach dem April 1821 durch Heinrich Kuhl, Johan Coenraad van Hasselt, Gerrit van Raalten, J. Keultjes ((''Kuhl, Heinrich''\\ //Uittreksels uit brieven van de heeren Kuhl en Van Hasselt, aan de heeren C. J. Temminck, Th. van Swinderen, W. de Haan, D. J. van Ewyck, H. Boie en Z.E. den Minister voor het Openbaar Onderwijs, de Nationale Nijverheid en de Kolonien.// (= [Uittreksels] getrokken uit den Algemeenen Konst- en Letterbode 1822, no. 6-10) Archivmaterial Universiteitsbibliotheek Utrecht [[https://dspace.library.uu.nl/handle/1874/44593 |Online]], dort S. 25: //»Zoo op dit oogenblik komen wij van de beklimming deş Pangerango's terug (Gede Raffles map of Java)«// und S. 26:// »... het treurig berigt dat de Heer Kuhl den 14den September ... aan de gevolgen van leverontsteking op Buitenzorg overleden is. ... het beklimmen der bergen in zulk eenen korten tijd als waarin het nog nimmer was gedaan...«//))   * **1821 Pangrango** (= Gede 3.019 m) auf Java, Indonesien, nach dem April 1821 durch Heinrich Kuhl, Johan Coenraad van Hasselt, Gerrit van Raalten, J. Keultjes ((''Kuhl, Heinrich''\\ //Uittreksels uit brieven van de heeren Kuhl en Van Hasselt, aan de heeren C. J. Temminck, Th. van Swinderen, W. de Haan, D. J. van Ewyck, H. Boie en Z.E. den Minister voor het Openbaar Onderwijs, de Nationale Nijverheid en de Kolonien.// (= [Uittreksels] getrokken uit den Algemeenen Konst- en Letterbode 1822, no. 6-10) Archivmaterial Universiteitsbibliotheek Utrecht [[https://dspace.library.uu.nl/handle/1874/44593 |Online]], dort S. 25: //»Zoo op dit oogenblik komen wij van de beklimming deş Pangerango's terug (Gede Raffles map of Java)«// und S. 26:// »... het treurig berigt dat de Heer Kuhl den 14den September ... aan de gevolgen van leverontsteking op Buitenzorg overleden is. ... het beklimmen der bergen in zulk eenen korten tijd als waarin het nog nimmer was gedaan...«//))
-  * **1840 Mount Kosciuszko** (2.228 m) in Australien (Festland) am 15. Februar 1840 durch Paweł Edmund Strzelecki (Polen). +  * **1829 Elbrus-Ostgipfel** (5.621 m) am 22. Juli 1829 durch Kilar Chatschirow (auch als: Chaširov, Khashirov) ((''Х.M. Думанов'', ''Kh. M. Dumanov''\\ //Килар Хаширов : Исследования И Материалы.//\\ 327 S. Pi︠a︡tigorsk 2009: Reklamno-informat︠s︡ionnoe agentstvo na KMV)). Je nach Definition der Grenzen Europas 1829 der Elbrus-Ostgipfel als erste Ersteigung eines Fünftausenders durch Europäer. 
-  * **1851 Citlaltépetl** (= Pico de Orizaba, = Volcan de San Andres 5.700 m) in der Sierra Madre Oriental, Mexiko, am 10. Mai 1848 durch F. Maynard und William F. Reynolds (USA) ((A. v. Humboldt: Kleine Schriften I, S. 468 )). **Die erste Ersteigung eines Fünftausenders durch Europäer.**+  * **1840 Mount Kosciuszko** (2.228 m) in Australien (Festland) am 15. Februar 1840 durch Paweł Edmund Strzelecki (Polen).  
 +  * **1851 Citlaltépetl** (= Pico de Orizaba, = Volcan de San Andres 5.700 m) in der Sierra Madre Oriental, Mexiko, am 10. Mai 1848 durch F. Maynard und William F. Reynolds (USA) ((A. v. Humboldt: Kleine Schriften I, S. 468 )). **Die erste Ersteigung eines Fünftausenders durch Europäer.** 
   * **1861 Kamerunberg** (=Fako, =Albertspitze, 4.070 m) in Kamerun durch Sir Richard Francis Burton (Großbritannien) und Gustav Mann (Deutschland); Mary Kingsley 1895 als erste Frau.   * **1861 Kamerunberg** (=Fako, =Albertspitze, 4.070 m) in Kamerun durch Sir Richard Francis Burton (Großbritannien) und Gustav Mann (Deutschland); Mary Kingsley 1895 als erste Frau.
-  * **1865 Matterhorn** (4.478 m), Schweiz/Italien, am 14. Juli 1865 durch Edward Whymper (Großbritannien), Michel Croz (Schweiz), Charles Hudson, Francis Douglas, D. Robert Hadow, Peter Taugwalder (Vater), Peter Taugwalder (Sohn). Der letzte unbezwungene Viertausender der Alpen von 82 Haupt- und 46 Nebengipfeln.+  * **1865 Matterhorn** (4.478 m), Schweiz/Italien, am 14. Juli 1865 durch Edward Whymper (Großbritannien), Michel Croz (Schweiz), Charles Hudson, Francis Douglas, D. Robert Hadow, Peter Taugwalder (Vater), Peter Taugwalder (Sohn). **Der letzte unbezwungene Viertausender der Alpen** von 82 Haupt- und 46 Nebengipfeln.
   * 1865 Matterhorn am 17. Juli 1865 durch Jean-Antoine Carrel (Italien), Jean-Baptiste Bich, Amé Gorret über den Liongrat   * 1865 Matterhorn am 17. Juli 1865 durch Jean-Antoine Carrel (Italien), Jean-Baptiste Bich, Amé Gorret über den Liongrat
-  * **1874 Elbrus** (5.642 m) im Kaukasus, Russland, am 28. Juli 1874 durch Peter Knubel (Schweiz) und die Engländer Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker+  * **1874 Elbrus-Westgipfel** (5.642 m) im Kaukasus, Russland, am 28. Juli 1874 durch Peter Knubel (Schweiz) und die Engländer Frederick Gardiner, Florence Crauford Grove, Horace Walker
   * **1876 Mont Blanc** Erste Winterbesteigung im Januar 1876 durch Isabella Straton (Großbritannien), Jean Charlet, Sylvain Couttet   * **1876 Mont Blanc** Erste Winterbesteigung im Januar 1876 durch Isabella Straton (Großbritannien), Jean Charlet, Sylvain Couttet
   * **1880 Chimborazo** (6.310 m) in den Anden, Ecuador, am 4. Januar 1880 durch Edward Whymper (Großbritannien) und Jean-Antoine Carrel (Italien). **Die erste Ersteigung eines Sechstausenders durch Europäer.**   * **1880 Chimborazo** (6.310 m) in den Anden, Ecuador, am 4. Januar 1880 durch Edward Whymper (Großbritannien) und Jean-Antoine Carrel (Italien). **Die erste Ersteigung eines Sechstausenders durch Europäer.**
   * **1883 Kabru** (7.338 m) in Sikkim, Süd-Himalaya, am 8. Oktober 1883 durch William Woodman Graham (Großbritannien), Emil Boss, Ulrich Kaufmann (Schweiz). **Die erste Ersteigung eines Siebentausenders.** ((''Willy Blaser'', ''Glyn Hughes''\\ //Kabru 1883 - a reassessment.//\\ Alpine Journal 114 (2009) 219 ff. ))   * **1883 Kabru** (7.338 m) in Sikkim, Süd-Himalaya, am 8. Oktober 1883 durch William Woodman Graham (Großbritannien), Emil Boss, Ulrich Kaufmann (Schweiz). **Die erste Ersteigung eines Siebentausenders.** ((''Willy Blaser'', ''Glyn Hughes''\\ //Kabru 1883 - a reassessment.//\\ Alpine Journal 114 (2009) 219 ff. ))
-  * **1889 Kibo** (=Kaiser-Wilhelm-Spitze 5895 m) im Kilimandscharo-Massiv, Tansania, am 6. Oktober 1889 durch Ludwig Purtscheller (Österreich) und Hans Meyer (Deutschland) +  * **1889 Kibo** (=Kaiser-Wilhelm-Spitze 5895 m) im Kilimandscharo-Massiv, Tansania, am 6. Oktober 1889 durch Ludwig Purtscheller (Österreich) und Hans Meyer (Deutschland) - **der höchste Berg Afrikas**. 
-  * **1897 Aconcagua** (6.959 m) in den Anden, Chile, am 14. Januar 1897 durch Matthias Zurbriggen (Schweiz)+  * **1897 Aconcagua** (6.959 m) in den Anden, Chile, am 14. Januar 1897 durch Matthias Zurbriggen (Schweiz) - **der höchste Berg Südamerikas**.
   * **1899 Batian** (5.199 m) im Mount-Kenya-Massiv, Kenia, am 13. September 1899 durch Halford Mackinder (Großbritannien), César Ollier, Joseph Brocherel   * **1899 Batian** (5.199 m) im Mount-Kenya-Massiv, Kenia, am 13. September 1899 durch Halford Mackinder (Großbritannien), César Ollier, Joseph Brocherel
   * **1906 Margherita Peak** (= Mount Stanley, = Mount Ngaliema 5.109 m) im Ruwenzori-Gebirge, DR Kongo & Uganda, durch Ludwig Amadeus von Savoyen (Italien), J. Petigax, C. Ollier, J. Brocherel.   * **1906 Margherita Peak** (= Mount Stanley, = Mount Ngaliema 5.109 m) im Ruwenzori-Gebirge, DR Kongo & Uganda, durch Ludwig Amadeus von Savoyen (Italien), J. Petigax, C. Ollier, J. Brocherel.
   * **1907 Trishul I** (7.120 m), Indien, am 12. Juni 1907 durch Thomas G. Longstaff (Großbritannien), A. Brocherel, Henry Brocherel, Karbir Burathoki (Ghurka)    * **1907 Trishul I** (7.120 m), Indien, am 12. Juni 1907 durch Thomas G. Longstaff (Großbritannien), A. Brocherel, Henry Brocherel, Karbir Burathoki (Ghurka) 
   * **1908 Mount Erebus** (3.794 m) im Transantarktischen Gebirge, Antarktis am 9. und 10. März 1908 durch die Nimrod-Expedition mit Ernest Shackleton, Edgeworth David, Douglas Mawson, Alistair Mackay (Gruppe 1) und Eric Marshall, Jameson Adams, Philip Brocklehurst (Gruppe 2).   * **1908 Mount Erebus** (3.794 m) im Transantarktischen Gebirge, Antarktis am 9. und 10. März 1908 durch die Nimrod-Expedition mit Ernest Shackleton, Edgeworth David, Douglas Mawson, Alistair Mackay (Gruppe 1) und Eric Marshall, Jameson Adams, Philip Brocklehurst (Gruppe 2).
-  * **1913 Denali** (= Mount McKinley, 6.198 m) in der Alaska Range am 7. Juni 1913 durch Hudson Stuck (USA) und Henry Peter Karstens, Walter Harper, Robert Tatum (Großbritannien)+  * **1913 Denali** (= Mount McKinley, 6.198 m) in der Alaska Range am 7. Juni 1913 durch Hudson Stuck (USA) und Henry Peter Karstens, Walter Harper, Robert Tatum (Großbritannien) - **der höchste Berg Nordamerikas**.
   * **1925 Mount Logan** (5.959 m) in den Saint Elias Mountains, Kanada, am 23. Juni 1925 von Albert MacCarthy, Fred Lambart, Andrew Taylor, Allen Carpé, William Wasbrough Foster, Norman Read   * **1925 Mount Logan** (5.959 m) in den Saint Elias Mountains, Kanada, am 23. Juni 1925 von Albert MacCarthy, Fred Lambart, Andrew Taylor, Allen Carpé, William Wasbrough Foster, Norman Read
   * 1928 Pik Lenin (= Kaufmann-Spitze 7.134 m) im Pamir, Tadschikistan/Kirgisistan, am 25. September 1928 durch Karl Wien, Eugen Allwein, Erwin Schneider (Deutschland)   * 1928 Pik Lenin (= Kaufmann-Spitze 7.134 m) im Pamir, Tadschikistan/Kirgisistan, am 25. September 1928 durch Karl Wien, Eugen Allwein, Erwin Schneider (Deutschland)
Zeile 64: Zeile 67:
   * **1950 Annapurna I** (8.091 m) im Himalaya, Nepal, am 3. Juni 1950 durch Maurice Herzog und Louis Lachenal (Frankreich). **Die erste Besteigung eines Achttausenders.**   * **1950 Annapurna I** (8.091 m) im Himalaya, Nepal, am 3. Juni 1950 durch Maurice Herzog und Louis Lachenal (Frankreich). **Die erste Besteigung eines Achttausenders.**
   * **1953 Nanga Parbat** (8.125 m) im Westhimalaya, Pakistan, von Hermann Buhl (Deutschland/Österreich).    * **1953 Nanga Parbat** (8.125 m) im Westhimalaya, Pakistan, von Hermann Buhl (Deutschland/Österreich). 
-  * **1953 Mount Everest** (8.848 m) im Himalaya, Nepal, am 29. Mai 1953 durch Sir Edmund Hillary (Großbritannien) und den Sherpa Tenzing Norgay (Nepal).+  * **1953 Mount Everest** (8.848 m) im Himalaya, Nepal, am 29. Mai 1953 durch Sir Edmund Hillary (Großbritannien) und den Sherpa Tenzing Norgay (Nepal)  - **der höchste Berg Asiens und der Erde **.
   * **1954 Cho Oyu** (8.201 m) im Himalaya, Nepal/China, am 19. Oktober 1954 durch Herbert Tichy (Österreich), dem Sepp Jöchler und dem Sherpa Pasang Dawa Lama    * **1954 Cho Oyu** (8.201 m) im Himalaya, Nepal/China, am 19. Oktober 1954 durch Herbert Tichy (Österreich), dem Sepp Jöchler und dem Sherpa Pasang Dawa Lama 
   * **1961 Ama Dablam** (6.856 m) im Himalaya, Nepal, am 13. März 1961 durch Mike Gill (Neuseeland), Barry Bishop (USA), Michael Ward (Großbritannien), Wally Romanes    * **1961 Ama Dablam** (6.856 m) im Himalaya, Nepal, am 13. März 1961 durch Mike Gill (Neuseeland), Barry Bishop (USA), Michael Ward (Großbritannien), Wally Romanes 
-  * **1962 Puncak Jaya** (= Carstensz-Pyramide, = Djalaspitze, 4.884 m) in Neuguinea, Indonesien (= Kontinent Australien), am 13. Februar 1962 durch Heinrich Harrer (Österreich), Philip Temple, Russel Kippax, Albert Huizenga  +  * **1962 Puncak Jaya** (= Carstensz-Pyramide, = Djalaspitze, 4.884 m) in Neuguinea, Indonesien (= Kontinent Australien), am 13. Februar 1962 durch Heinrich Harrer (Österreich), Philip Temple, Russel Kippax, Albert Huizenga - **der höchste Berg Australiens/Ozeaniens**. 
-  * **1966 Mount Vinson** (4.892 m) in der Antarktis, am 17. Dezember 1966 durch die US-Amerikaner Nicholas Clinch, Barry Corbet, John P. Evans, William Long, Peter Schoening +  * **1964 Shishapangma** 1964 am 2. Mai 1964 erreichten zehn Bergsteiger einer chinesischen Expedition den Gipfel. **Der letzte von 14 erstiegenen Achttausendern**.  
 +  * **1966 Mount Vinson** (4.892 m) in der Antarktis, am 17. Dezember 1966 durch die US-Amerikaner Nicholas Clinch, Barry Corbet, John P. Evans, William Long, Peter Schoening - **der höchste Berg der Antarktis**. 
 +  * Am 16. Oktober **1986** erreichte Reinhold Messner den Gipfel des Lhotse und hatte damit als Erster alle 14  Achttausender bestiegen, nachdem er 1970 mit der Erstbegehung der Rupalwand des Nanga Parbat seinen ersten Achttausender begangen hatte. 
  
 === Höhenweltrekorde beim Bergsteigen === === Höhenweltrekorde beim Bergsteigen ===
Zeile 90: Zeile 95:
 Der //Mont Ventoux// hat keine markante Form wie der Mont Aiguille aber er ist »der Berg, der von Weitem zu sehen ist« ((''Paul Peyre''\\ //Toponymie du Ventoux//.\\ 93 S. Brantes 2012: Les Éd. du Toulourenc, Esprit des lieux)), stellt also ebenso eine Singularität in der Landschaft dar und dient damit als Merkmal zur Orientierung. **1336** wandert der italienische Dichter und Chronist ''Francesco Petrarca'' (1304–1374) mit seinem Bruder und zwei Dienern auf den //Mont Ventoux// (1909 m) in der Provence und schreibt darüber (angeblich) am 26. April 1336 in einem Brief an ''Dionysius von Borgo San Sepolcro '' ((''Francesco Petrarca''\\ //Die Besteigung des Mont Ventoux : Franceso Petrarca an Francesco Dionigi von Borgo San Sepolcro in Paris.//\\ [Kurt Steinmann] 67 S. lat./deutsch Stuttgart 2015: Reclam)). Diese Wanderung gilt heute als anstrengend, aber einfach, beispielsweise in fünf Stunden über 14 km mit rund 1.200 Metern Aufstieg und Abstieg, während Petrarca aus //Maloncenes// kommend in einer Hirtenhütte vor Sonnenaufgang aufbrach durch die weitgehend ungebahnte [[wiki:wildnis|Wildnis]] und nachts bei Mondschein wieder in der Hütte eintraf. Der //Mont Ventoux// hat keine markante Form wie der Mont Aiguille aber er ist »der Berg, der von Weitem zu sehen ist« ((''Paul Peyre''\\ //Toponymie du Ventoux//.\\ 93 S. Brantes 2012: Les Éd. du Toulourenc, Esprit des lieux)), stellt also ebenso eine Singularität in der Landschaft dar und dient damit als Merkmal zur Orientierung. **1336** wandert der italienische Dichter und Chronist ''Francesco Petrarca'' (1304–1374) mit seinem Bruder und zwei Dienern auf den //Mont Ventoux// (1909 m) in der Provence und schreibt darüber (angeblich) am 26. April 1336 in einem Brief an ''Dionysius von Borgo San Sepolcro '' ((''Francesco Petrarca''\\ //Die Besteigung des Mont Ventoux : Franceso Petrarca an Francesco Dionigi von Borgo San Sepolcro in Paris.//\\ [Kurt Steinmann] 67 S. lat./deutsch Stuttgart 2015: Reclam)). Diese Wanderung gilt heute als anstrengend, aber einfach, beispielsweise in fünf Stunden über 14 km mit rund 1.200 Metern Aufstieg und Abstieg, während Petrarca aus //Maloncenes// kommend in einer Hirtenhütte vor Sonnenaufgang aufbrach durch die weitgehend ungebahnte [[wiki:wildnis|Wildnis]] und nachts bei Mondschein wieder in der Hütte eintraf.
  
-Seit 1860 ''Jacob Burckhardt'' in seiner //Kultur der Renaissance in Italien// pathetisch  über dieses Ereignis  schwelgte, ließ die Begeisterung darüber nicht nach. Petrarca wurde zum »frühesten modernen Menschen« ((Burckhardt: «Vollständig und mit grösster Entschiedenheit bezeugt dann Petrarca, einer der frühesten völlig modernen Menschen, die Bedeutung der [[wiki:landschaft|Landschaft]] für die erregbare Seele» )). Tatsächlich hat Petrarca keinen authentischen Tagesbericht geschrieben, sondern 17 Jahre später den Brief an einen längst verstorbenen Beichtvater als literarische Bereicherung seiner Autobiographie verfasst. Petrarca selbst ordnet diesen Brief ein in eine Reihe von Bekehrungsgeschichten gemeinsam mit ''Antonius'' und ''Augustinus''. Ob er den Berg in der Außenwelt tatsächlich bestiegen hat oder ob er symbolisch in seiner Innenwelt für sein dichterisches Werk steht, sei dahingestellt. Dann stünde am Ende aber wieder der Ruhm als Motiv ((''Ruth Groh'', ''Dieter Groh''\\ //Petrarca und der Mont Ventoux.//\\ Merkur, 46.4 (1992) 290–307 [[https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a151399.pdf|Online]])).\\ Als Protagonist steht Petrarca jedenfalls seit 1860 stellvertretend für eine moderne Weltneugier, für Augenlust, für Naturgenuss und Hinwendung zur Sinnlichkeit - alles, was Augustinus als sündhaft ablehnte ((''Tosco Carlo''\\ //Petrarca: paesaggi, città, architetture.//\\ 132 S. Macerata 2011: Quodlibet. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/8DMNT6DM6SL9D9Y76EU4UX44IMT2RL.pdf|Inhalt]] )).+Seit 1860 ''Jacob Burckhardt'' in seiner //Kultur der Renaissance in Italien// pathetisch  über dieses Ereignis  schwelgte, ließ die Begeisterung darüber nicht nach. Petrarca wurde zum »frühesten modernen Menschen« ((Burckhardt: «Vollständig und mit grösster Entschiedenheit bezeugt dann Petrarca, einer der frühesten völlig modernen Menschen, die Bedeutung der [[wiki:landschaft|Landschaft]] für die erregbare Seele» )). Tatsächlich hat Petrarca keinen authentischen Tagesbericht geschrieben, sondern 17 Jahre später den Brief an einen längst verstorbenen Beichtvater als literarische Bereicherung seiner Autobiographie verfasst. Petrarca selbst ordnet diesen Brief ein in eine Reihe von Bekehrungsgeschichten gemeinsam mit ''Antonius'' und ''Augustinus''. Ob er den Berg in der Außenwelt tatsächlich bestiegen hat oder ob er symbolisch in seiner Innenwelt für sein dichterisches Werk steht, sei dahingestellt. Dann stünde am Ende aber wieder der Ruhm als Motiv ((''Ruth Groh'', ''Dieter Groh''\\ //Petrarca und der Mont Ventoux.//\\ Merkur, 46.4 (1992) 290–307 [[https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a151399.pdf|Online]]\\ ''Mertens, Dieter''\\// Mont Ventoux, Mons Alvernae, Kapitol und Parnass.// Zur Interpretation von Petrarcas Brief Fam. IV, 1‚ De curis propriis.\\ S. 714-734 in: Andreas Bihrer (Hg.): Nova de veteribus. Mittel- und neulateinische Studien für Paul Gerhard Schmidt. München [u.a.] 2004: Saur. [[https://d-nb.info/1123415331/34|Online]] 
 +)).\\ Als Protagonist steht Petrarca jedenfalls seit 1860 stellvertretend für eine moderne Weltneugier, für Augenlust, für Naturgenuss und Hinwendung zur Sinnlichkeit - alles, was Augustinus als sündhaft ablehnte ((''Tosco Carlo''\\ //Petrarca: paesaggi, città, architetture.//\\ 132 S. Macerata 2011: Quodlibet. [[http://bvbr.bib-bvb.de:8991/exlibris/aleph/a23_1/apache_media/8DMNT6DM6SL9D9Y76EU4UX44IMT2RL.pdf|Inhalt]] )).
  
 Allerdings war für Petrarca das Reisen ein frei gewähltes Merkmal seiner Persönlichkeit ((»uno dei tratti più significativi della sua personalità ... non per sola necessità ma per scelta« in: Petrarca F. (2018): Guida al viaggio da Genova alla Terra Santa. Itinerarium Syriacum. Ugo Dotti (Hg., Übers.) 105 S. Milano 2018: Feltrinelli. S. 11: Vorwort [Führer für die Reise von Genua ins Heilige Land] )). Im Kern des allegorischen Briefes findet sich jedenfalls Zutreffendes: Petrarca weist auf den sehr starken Wind hin; sieht auf die Wolken hinab; sieht das Rhonetal, die verschneiten Alpen und das Mittelmeer in der Ferne, die Pyrenäen jedoch nicht und wandert im Mondschein zurück, denn am 26. April 1336 war Vollmond ((''Heinz Hofmann ''\\ //War er oben oder nicht?//\\ NZZ 24.12.2011 [[https://www.nzz.ch/war_er_oben_oder_nicht-ld.677949|Online]]\\ ''Christoph Wurm''\\ //Bergtour mit Augustinus. Petrarca auf dem Mont Ventoux.//\\ Forum Classicum 4 (2019) 252–257 [[https://doi.org/10.11588/fc.2019.4.70882|DOI ]] )). Allerdings war für Petrarca das Reisen ein frei gewähltes Merkmal seiner Persönlichkeit ((»uno dei tratti più significativi della sua personalità ... non per sola necessità ma per scelta« in: Petrarca F. (2018): Guida al viaggio da Genova alla Terra Santa. Itinerarium Syriacum. Ugo Dotti (Hg., Übers.) 105 S. Milano 2018: Feltrinelli. S. 11: Vorwort [Führer für die Reise von Genua ins Heilige Land] )). Im Kern des allegorischen Briefes findet sich jedenfalls Zutreffendes: Petrarca weist auf den sehr starken Wind hin; sieht auf die Wolken hinab; sieht das Rhonetal, die verschneiten Alpen und das Mittelmeer in der Ferne, die Pyrenäen jedoch nicht und wandert im Mondschein zurück, denn am 26. April 1336 war Vollmond ((''Heinz Hofmann ''\\ //War er oben oder nicht?//\\ NZZ 24.12.2011 [[https://www.nzz.ch/war_er_oben_oder_nicht-ld.677949|Online]]\\ ''Christoph Wurm''\\ //Bergtour mit Augustinus. Petrarca auf dem Mont Ventoux.//\\ Forum Classicum 4 (2019) 252–257 [[https://doi.org/10.11588/fc.2019.4.70882|DOI ]] )).
Zeile 101: Zeile 107:
 Solche militärstrategischen Perspektiven dürfte auch ''Hannibal'' verfolgt haben, der für seinen Zug über die Alpen 218 BC ja auch einer vorherigen [[wiki:routenplanung|Routenplanung]] bedurfte. Seine Armee überquerte in 16 Tagen die Alpen wahrscheinlich über den //Col de la Traversette// (2947 m) ((''Mahaney, W. C.'' et al.\\  Biostratigraphic Evidence Relating to the Age-Old Question of Hannibal's Invasion of Italy, I: History and Geological Reconstruction.\\ Archaeometry, 59 (2017) 164–178. [[https://doi.org/10.1111/arcm.12231|DOI]]\\ Mit einem Vergleich der Thesen über mögliche Routen, Karten und Satellitenaufnahmen. Mahaney stützt damit die Theorie de Beers. Alternativ diskutiert wurden Col de Clapier, Col de Montgenèvre, Mont Cenis )) und gelangte nach Aosta. Auf dem Pass machte Hannibal seinen Leuten mit der erhabenen Perspektive Mut, indem er sie auf die Po-Ebene hinabblicken ließ ((''Polybius'' Buch III, 54.1)). Alle 37 Kriegselefanten überlebten, doch unter den 50.000 Soldaten und 9000 Reitern gab es erhebliche Verluste.  Solche militärstrategischen Perspektiven dürfte auch ''Hannibal'' verfolgt haben, der für seinen Zug über die Alpen 218 BC ja auch einer vorherigen [[wiki:routenplanung|Routenplanung]] bedurfte. Seine Armee überquerte in 16 Tagen die Alpen wahrscheinlich über den //Col de la Traversette// (2947 m) ((''Mahaney, W. C.'' et al.\\  Biostratigraphic Evidence Relating to the Age-Old Question of Hannibal's Invasion of Italy, I: History and Geological Reconstruction.\\ Archaeometry, 59 (2017) 164–178. [[https://doi.org/10.1111/arcm.12231|DOI]]\\ Mit einem Vergleich der Thesen über mögliche Routen, Karten und Satellitenaufnahmen. Mahaney stützt damit die Theorie de Beers. Alternativ diskutiert wurden Col de Clapier, Col de Montgenèvre, Mont Cenis )) und gelangte nach Aosta. Auf dem Pass machte Hannibal seinen Leuten mit der erhabenen Perspektive Mut, indem er sie auf die Po-Ebene hinabblicken ließ ((''Polybius'' Buch III, 54.1)). Alle 37 Kriegselefanten überlebten, doch unter den 50.000 Soldaten und 9000 Reitern gab es erhebliche Verluste. 
  
-Vergleichbar ist die Geschichte des ''Paulus Diaconus'' (720–799) über den Langobardenkönig ''Alboin'' (vor 526–572/3) ((//Historia Langobardorum//, Liber II, 8: »Igitur cum rex Alboin cum omni suo exercitu vulgique promiscui multitudine ad extremos Italiae fines pervenisset, montem qui in eisdem locis prominet ascendit, indeque, prout conspicere potuit, partem Italiae contemplatus est. Qui mons propter hanc, ut fertur, causam ex eo tempore mons Regis appellatus est. Ferunt, in hoc monte bisontes feras enutriri.« [[https://archive.org/details/itinerahierosoly00geye|online]])). Bei dessen Einzug 569 n. Chr. nach Italien habe dieser den //Monte Re// (Königsberg, 1.642 m, heute Matajur, früher Monte Maggiore ) in Tarvis bestiegen, den höchsten Gipfel der Julischen Alpen, der als schöner Aussichtsberg gilt und einfach zu erwandern ist und seit jeher auch als Grenzpunkt dient, auch weil er aus der Ebene weithin Orientierung bietet.+Vergleichbar ist die Geschichte des ''Paulus Diaconus'' (720–799) über den Langobardenkönig ''Alboin'' (vor 526–572/3) ((//Historia Langobardorum//, Liber II, 8: »Igitur cum rex Alboin cum omni suo exercitu vulgique promiscui multitudine ad extremos Italiae fines pervenisset, montem qui in eisdem locis prominet ascendit, indeque, prout conspicere potuit, partem Italiae contemplatus est. Qui mons propter hanc, ut fertur, causam ex eo tempore mons Regis appellatus est. Ferunt, in hoc monte bisontes feras enutriri.« [[https://archive.org/details/itinerahierosoly00geye|online]] und → [[https://www.geschichtsquellen.de/werk/3889|BAdW]] )). Bei dessen Einzug 569 n. Chr. nach Italien habe dieser den //Monte Re// (Königsberg, 1.642 m, heute Matajur, früher Monte Maggiore ) in Tarvis bestiegen, den höchsten Gipfel der Julischen Alpen, der als schöner Aussichtsberg gilt und einfach zu erwandern ist und seit jeher auch als Grenzpunkt dient, auch weil er aus der Ebene weithin Orientierung bietet.
  
 Der besitzergreifende Blick von oben scheint jedenfalls ein Topos zu sein, den die Geschichtsschreiber gerne verwendeten. Möglicherweise gehört auch die Besteigung des Ätna durch ''Kaiser Hadrian'' (76–138) hierher, den eine vierjährige Reise durch das Römische Reich auf dem Rückweg nach Rom im Sommer 125 nach Christus über Sizilien führte, wo er den //Ätna// bestiegen haben soll ((Einzige Quelle ist die Historia Augusta, Hadrianus  XIII,3 und XIX, 12f. eines unbekannten Autors aus der Zeit des 4./5. Jahrhunderts. Dort wird ihm als Motiv der Wunsch zugeschrieben, vom Gipfel aus den Sonnenaufgang erleben zu wollen.)) Der besitzergreifende Blick von oben scheint jedenfalls ein Topos zu sein, den die Geschichtsschreiber gerne verwendeten. Möglicherweise gehört auch die Besteigung des Ätna durch ''Kaiser Hadrian'' (76–138) hierher, den eine vierjährige Reise durch das Römische Reich auf dem Rückweg nach Rom im Sommer 125 nach Christus über Sizilien führte, wo er den //Ätna// bestiegen haben soll ((Einzige Quelle ist die Historia Augusta, Hadrianus  XIII,3 und XIX, 12f. eines unbekannten Autors aus der Zeit des 4./5. Jahrhunderts. Dort wird ihm als Motiv der Wunsch zugeschrieben, vom Gipfel aus den Sonnenaufgang erleben zu wollen.))
Zeile 108: Zeile 114:
  
 ==== Dem Himmel näher kommen - der Berg Sinai ==== ==== Dem Himmel näher kommen - der Berg Sinai ====
 +
 Ein Reisebericht in Briefform ((//Itinerarium Egeriae//, //Peregrinatio Aetheriae//; [[https://www.ccel.org/m/mcclure/etheria/etheria.htm|englisch]] und [[https://archive.org/details/itinerahierosoly00geye|lateinisch]])) beschreibt die vierjährige Reise der ''Egeria'' ((auch ''Aetheria'', ''Etheria'' aus Nordspanien oder Aquitanien)), die die Bibel als Reiseführer nutzend von 381 bis 384 durch die Länder zwischen Euphrat und Nil reiste und dabei unter anderem vom 16. bis 19. Dezember 383 ((''Paul Devos''\\ //La date du voyage d'Égérie//.\\ Analecta Bollandiana, 85 (1967) 165–194 [[https://doi.org/10.1484/J.ABOL.4.02639|DOI]] )) den //Berg Sinai// bestieg, übernachtend in Klöstern und castras, unterwegs mit [[wiki:wandermoench|Mönchen]] und Militär, mit einheimischen Beduinen (Faraner, Pharaniten) als [[wiki:fuehrer|Führer]], die sich an Zeichen ([[wiki:steinmann|Steinmann]]?) in der Wüste abseits aller Straßen orientierten.\\ Im ersten Kapitel ihres Berichtes beschreibt sie ihre Zeit auf der Sinai-Halbinsel ((1,1 bis 9,7)) und insbesondere den steilen, mühsamen, ganz geraden Aufstieg vom Kloster aus und den Ausblick vom Berg Sinai ((2,6; 3,8 )) über ein Meer aus Bergen bis zum Roten Meer.\\  Ein Reisebericht in Briefform ((//Itinerarium Egeriae//, //Peregrinatio Aetheriae//; [[https://www.ccel.org/m/mcclure/etheria/etheria.htm|englisch]] und [[https://archive.org/details/itinerahierosoly00geye|lateinisch]])) beschreibt die vierjährige Reise der ''Egeria'' ((auch ''Aetheria'', ''Etheria'' aus Nordspanien oder Aquitanien)), die die Bibel als Reiseführer nutzend von 381 bis 384 durch die Länder zwischen Euphrat und Nil reiste und dabei unter anderem vom 16. bis 19. Dezember 383 ((''Paul Devos''\\ //La date du voyage d'Égérie//.\\ Analecta Bollandiana, 85 (1967) 165–194 [[https://doi.org/10.1484/J.ABOL.4.02639|DOI]] )) den //Berg Sinai// bestieg, übernachtend in Klöstern und castras, unterwegs mit [[wiki:wandermoench|Mönchen]] und Militär, mit einheimischen Beduinen (Faraner, Pharaniten) als [[wiki:fuehrer|Führer]], die sich an Zeichen ([[wiki:steinmann|Steinmann]]?) in der Wüste abseits aller Straßen orientierten.\\ Im ersten Kapitel ihres Berichtes beschreibt sie ihre Zeit auf der Sinai-Halbinsel ((1,1 bis 9,7)) und insbesondere den steilen, mühsamen, ganz geraden Aufstieg vom Kloster aus und den Ausblick vom Berg Sinai ((2,6; 3,8 )) über ein Meer aus Bergen bis zum Roten Meer.\\ 
 Heute erreicht man den Gipfel des Dschebel Musa in drei Stunden  vom Katharinenkloster in steilem, geraden Anstieg über die 3750 »Stufen der Qualen« (Siket Sayidna Musa). Das Katharinenkloster am Fuße des //Dschebel Musa// (Mosesberg, 2.285 m), der zweithöchsten Erhebung der Sinaihalbinsel, wurde zwischen 548 und 565 gegründet.\\ Der höchste Berg der Halbinsel mit einer Sicht auf das Rote Meer und den Golf von Eilat mit seinen Inseln ist allerdings der //Dschebel Katrina// (Katharinenberg, 2.637 m), den man vom Katharinenkloster in 5–6 Stunden auf einer Zick-zack-Route ersteigen kann. Es ist nicht bekannt, welcher der beiden Berge mit dem biblischen Berg identisch ist, doch wird dieser seit dem [[wiki:reisegenerationen#Zwischen Mittelalter und Antike|4. Jahrhundert]] mit dem  Dschebel Musa gleichgesetzt, also als Gottesberg Horeb angesehen, auf dem ''Moses'' die //Zehn Gebote Gottes// empfangen hat ((Ex 19,18–20,22)).  Heute erreicht man den Gipfel des Dschebel Musa in drei Stunden  vom Katharinenkloster in steilem, geraden Anstieg über die 3750 »Stufen der Qualen« (Siket Sayidna Musa). Das Katharinenkloster am Fuße des //Dschebel Musa// (Mosesberg, 2.285 m), der zweithöchsten Erhebung der Sinaihalbinsel, wurde zwischen 548 und 565 gegründet.\\ Der höchste Berg der Halbinsel mit einer Sicht auf das Rote Meer und den Golf von Eilat mit seinen Inseln ist allerdings der //Dschebel Katrina// (Katharinenberg, 2.637 m), den man vom Katharinenkloster in 5–6 Stunden auf einer Zick-zack-Route ersteigen kann. Es ist nicht bekannt, welcher der beiden Berge mit dem biblischen Berg identisch ist, doch wird dieser seit dem [[wiki:reisegenerationen#Zwischen Mittelalter und Antike|4. Jahrhundert]] mit dem  Dschebel Musa gleichgesetzt, also als Gottesberg Horeb angesehen, auf dem ''Moses'' die //Zehn Gebote Gottes// empfangen hat ((Ex 19,18–20,22)). 
Zeile 120: Zeile 127:
 Auf dem Gipfel ein Zeichen zu hinterlassen - etwa einen [[wiki:steinmann|Steinmann]] - liegt wohl in der Natur des Menschen. Auf dem Mont Aiguille wurden bei der Erstbesteigung 1492 drei Kreuze an den Ecken des Gipfelplateaus so aufgestellt, dass sie von unten zu sehen waren.\\  Auf dem Gipfel ein Zeichen zu hinterlassen - etwa einen [[wiki:steinmann|Steinmann]] - liegt wohl in der Natur des Menschen. Auf dem Mont Aiguille wurden bei der Erstbesteigung 1492 drei Kreuze an den Ecken des Gipfelplateaus so aufgestellt, dass sie von unten zu sehen waren.\\ 
 Das systematische Aufstellen von Gipfelkreuzen (engl. summit cross, frz. Croix sommitale) begann aber erst später, beispielsweise in Österreich am 25. August 1799 auf dem Gipfel des Kleinglockner. Es wurde in dieser Epoche zum beliebten romantischen Motiv etwa auf den Bildern von ''Caspar David Friedrich'' ([[https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich#/media/Datei:Caspar_David_Friedrich_-_Das_Kreuz_im_Gebirge.jpg|Das Kreuz im Gebirge]] 1808). ebenso wie der auf dem Gipfel Stehende (ders.: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich#/media/Datei:Caspar_David_Friedrich_-_Wanderer_above_the_sea_of_fog.jpg|Der Wanderer über dem Nebelmeer]] um 1817). Die Motive, auf dem Gipfel etwas aufzurichten wurzeln zunächst in einer Selbstvergewisserung (Ich war hier), werden dann zum Beweis gegenüber anderen (Ruhm), sollen die Natur besänftigen und Dämonen vertreiben, nehmen den Gipfel in Besitz und entzaubern ihn. Das systematische Aufstellen von Gipfelkreuzen (engl. summit cross, frz. Croix sommitale) begann aber erst später, beispielsweise in Österreich am 25. August 1799 auf dem Gipfel des Kleinglockner. Es wurde in dieser Epoche zum beliebten romantischen Motiv etwa auf den Bildern von ''Caspar David Friedrich'' ([[https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich#/media/Datei:Caspar_David_Friedrich_-_Das_Kreuz_im_Gebirge.jpg|Das Kreuz im Gebirge]] 1808). ebenso wie der auf dem Gipfel Stehende (ders.: [[https://de.wikipedia.org/wiki/Caspar_David_Friedrich#/media/Datei:Caspar_David_Friedrich_-_Wanderer_above_the_sea_of_fog.jpg|Der Wanderer über dem Nebelmeer]] um 1817). Die Motive, auf dem Gipfel etwas aufzurichten wurzeln zunächst in einer Selbstvergewisserung (Ich war hier), werden dann zum Beweis gegenüber anderen (Ruhm), sollen die Natur besänftigen und Dämonen vertreiben, nehmen den Gipfel in Besitz und entzaubern ihn.
 +  * ''Mathias Carl Theodor Luggauer''\\ //Alpines "Heroen-" und „Vagabundentum“ im Nationalsozialismus. Eine Analyse und Reflexion von Darstellungen und deren metaphorischen Verwendungen in Ideologie und Propaganda.//\\ 158 S. Magisterarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz 2015. [[https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/847998/full.pdf|Online]] in:   
 +  * ''Sophia Mehrbrey'' (Hg.)\\ //Der Traum vom Berg.// Leiden 2023: Brill/Fink. [[ https://doi.org/10.30965/9783846767245|DOI]], darin u.a.:  
 +    * ''Schuchardt, Beatrie.''\\ //Träumereien am und vom Berg in französischen [[wiki:hippies|Hippie]]-Reiseberichten: Intertextuelles Mäandern und die Suche nach Gott.// S. 223–244 [[https://doi.org/10.30965/9783846767245_013 |DOI]] 
wiki/bergwelt.1686027570.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/06/06 04:59 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki