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wiki:befoerderungssysteme

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Beförderungssysteme

Die nachfolgenden Systeme entstanden top-down mit politisch-militärischer Zielsetzung und erheblicher geographischer Ausdehnung zur imperialen Machtausübung mittels Kommunikation und Militär.
Weniger beachtete Beförderungssysteme entstanden bottom-up überall dort, wo Waren überregional oder transkontinental gehandelt wurden, siehe Fernhandelsnetzwerke. Letztere entstehen unter den Kräften von Kollaboration und Konkurrenz mit dem Ziel optimaler Effizienz und minimalem Risikos.

  • Royal Roads“ in persischer Zeit verbanden Sardis, Persepolis und Susa, errichtet von Darius I. im 5. Jahrhundert BC, über die Herodot im 8. Buch seiner Historia berichtet 1), wahrscheinlich aufbauend auf assyrischen Wurzeln. Kuriere legten die rund 2.700 Kilometer von Susa nach Sardis in neun Tagen zurück, Fußreisende benötigten 90 Tage. Grundlage war ein Staffettensystem, bei dem Reiter und Pferde auf jeder Station wechselten.
    • Henkelman, W.F.M., Jacobs, B. (Hg.)
      Roads and Communication.
      Kapitel 53, S. 717-735 in: B. Jacobs, R. Rollinger (Hg.): A Companion to the Achaemenid Persian Empire. Wiley 2021 DOI
  • Cursus Publicus in römischer Zeit, eingeführt unter Kaiser Augustus
    'öffentlicher Weg', altgriech. δημόσιος δρόμος, dēmósios drómos
    • Birley, Anthony R.
      Locus virtutibus patefactus? Zum Beförderungssystem in der Hohen Kaiserzeit.
      (= Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, 318). 54 S. Opladen 1992: Westdt. Verlag. DOI Inhalt
    • Pascal Stoffel
      Über die Staatspost, die Ochsengespanne und die requirierten Ochsengespanne. Eine Darstellung des römischen Postwesens auf Grund der Gesetze des Codex Theodosianus und des Codex Iustinianus.
      Dissertation, Universität Zürich 1993 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, 595). XI, 192 S. Bern 1994: Lang. Inhalt u.a. ein Anhang über die Geschwindigkeit des cursus publicus
    • Mansio (< mansere 'bleiben') bezeichnet ursprünglich die Rast unterwegs, überträgt sich dann auf die Etappe (37 km beim cursus publicus) zwischen zwei Rastplätzen und auf die Raststation (Herberge) im Unterschied zu Wechselstationen (mutationes) für die Zugtiere. 2)
    • Angaria, griech. ἀγγαρεία (aus dem Persischen) bezeichnet ursprünglich die Aufgabe für den Staat Personen und Gütern zu transportieren, abgeleitet daraus ἀγγαρήιον für Kurierdienste, ἀγγαρεία das Bereitstellen von Transportmitteln, schließlich bezeichnet Angaria das größte Transportfahrzeug im cursus publicus, den cursus clabularius. 3)
    • Kolb, Anne
      Transport und Nachrichtentransfer im Römischen Reich
      (=Klio. Beihefte NF Bd. 2) Berlin: Akademie 2009. DOI .
      Beginnend mit Frühformen über den Cursus publicus, Nutzungsrecht, Finanzierung, Organisation und Infrastruktur, Beförderung der Annona [Lebensmittelversorgung: civica/militaria], Dienstreisen, Kuriere, Geschwindigkeiten u.a.m.
  • Drome, byzantinisches System zum Befördern von Post und Transportgut im 7. und 8. Jahrhundert nach Christus.
    • Archibald Dunn
      The kommerkiarios, the apotheke, the dromos, the vardarios, and the west.
      Byzantine and Modern Greek Studies 17 (1993) 3–24
  • Yam, ein mongolisches System (nicht nur) zum Befördern von Post und für Stationen, das insbesondere von Ögedei Khan [1186-1241] ausgebaut wurde 4). Örtöö wurden als Kontrollstation und Pferdestation übersetzt und waren im Abstand von 30 km errichtet, einer Tagesstrecke für Zugtiere mit Fuhrwerken, während Reiter 60 km täglich zurücklegen konnten und Boten im Staffettensystem ein Vielfaches davon. In jeder Station standen zwei Läufer bereit. Noch heute tragen viele Ortsnamen die Zusatzbezeichnung örtöö. Yam war ein politisch-militärisches Konzept zur Kontrolle und Verwaltung 5)
    • Im Zusammenhang mit den örtöö stehen die Steinhaufen oboo und
    • das Fernhandelssystem ortog.
    • Carole Ferret
      Un espace à l’aune du bétail.
      Études mongoles et sibériennes, centrasiatiques et tibétaines [En ligne], 36-37 | 2006, mis en ligne le 17 mars 2009, consulté le 09 janvier 2024. Online, DOI
  • Als Yam wurden auch die Beförderungssysteme im zentralasiatischen Raum (türk. jam) und im russischen Zarenreich Ям. Dort bezeichnete Ям zuletzt eine Postkutschenstation mit Gasthof und Stallungen. Im zaristischen Russland hatten die Stationen einen Abstand von 50-50 Werst (43-53 km). Die Bezeichnung hat sich in vielen russischen Ortsnamen erhalten.
  • Barīd (arabisch بريد) das Kuriersystem der Umayyaden im Großraum der arabischen Halbinsel, insbesondere in deren Süden.
  • Kaiserliche Reichspost
  • Postkurs, etwa ab 1490
  • Pony Express

Voraussetzungen

  • Wegenetze mit gesicherter Passierbarkeit
    • von Schlüsselstellen: Furt, Pass
    • bei unterschiedlichen Jahreszeiten
    • bei wechselnden Wettereinflüssen
  • Wegekategorien mit Priorisierung unterschiedlicher Verbindungen
    • Heerstraße
    • Rennweg
    • Via publicus
    • Via regia
  • Raststationen mindestens im Abstand einer Tagesreise mit Infrastruktur für
    • Trinken & Essen
    • Tierfutter
    • Schlaf
    • Schutz
  • Wechselstationen für Zug-, Last- und Reittiere

Anforderungsprofile

  • Läufer,
  • berittene Boten,
  • Fuhrwerke,
  • Militär …
1)
8.98.1, deutsche Übersetzung: λέγουσι γὰρ ὡς ὁσέων ἂν ἡμερέων ᾖ ἡ πᾶσα ὁδός, τοσοῦτοι ἵπποι τε καὶ ἄνδρες διεστᾶσι κατὰ ἡμερησίην ὁδὸν ἑκάστην ἵππος τε καὶ ἀνὴρ τεταγμένος: τοὺς οὔτε νιφετός, οὐκ ὄμβρος, οὐ καῦμα, οὐ νὺξ ἔργει μὴ οὐ κατανύσαι τὸν προκείμενον αὐτῷ δρόμον τὴν ταχίστην. Sinngemäß: Xerxes schickte einen Boten nach Persien mit der Nachricht von seinem gegenwärtigen Unglück. Kein Sterblicher kann einen Weg schneller bewältigt als diese Boten. So viele Tage wie die Reise dauert, so viele Männer und Pferde stehen bereit, jedes Pferd und jeder Mann im Abstand einer Tagesreise. Weder Schnee noch Regen, noch Hitze oder Dunkelheit hindern sie daran, ihren vorgeschriebenen Kurs mit aller Geschwindigkeit zu erreichen.
2)
Kolb, Anne (Frankfurt/Main), “Mansio”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). DOI
3)
Kolb, Anne (Frankfurt/Main), “Angaria”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). DOI
4)
Gabriel, Richard A.
Subotai the Valiant : Genghis Khan's Greatest General.
XII, 164 S. Praeger 2004
5)
Morgan, D. O.
The ‘Great “Yāsā” of Chingiz Khān’ and Mongol Law in the Īlkhānate.
Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, 49.1 (1986) 163-176 [https://www.jstor.org/stable/617678|[Online ]]
wiki/befoerderungssysteme.1704932053.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/01/11 00:14 von norbert

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