wiki:1828_berndt-gepaeck-s-10-15
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+ | Das Reisegepäck braucht füglich nur für einen Fußwanderer angegeben zu werden. Es besteht | ||
+ | - in einem wasserdichten [[wiki: | ||
+ | - in einem Mantel, lieber von Tuch als von Wachstafft, weil dieser nur vor dem Regen, nicht aber auch vor der Kälte schützt. Er ist auf dem Stroh- und Heulager die beste Decke, indem man sich dergestalt einhüllt, daß man die Füße in die Ärmel steckt und mit dem Untertheile den Oberleib bebeckt; | ||
+ | - an mitzunehmender Kleidung: 2 Hemden, 2 Paar Socken oder Fußlappen, 2 Schnupftüchern, | ||
+ | - an Mitteln zur Beförderung des Reisesgenusses. | ||
+ | - Vor allem eine auf Leinwand gezogene Karte und ein Reisebuch. | ||
+ | - Ein Fernrohr; wenigstens irgend eine Bewaffnung des Auges. | ||
+ | - Ein Landschafter: | ||
+ | - Ein Kompaß, ohne den man keine Ausflüge in unbekanntere Gegenden des höhern Gebirges wagen darf. Bis jetzt unentdeckte Ursachen veranlassen zwar, daß die Magnetnadel im Riesengebirge sehr abweicht; indeß ist diese Abweichung für den Reisenden nicht bedeutend. Wer keinen bessern Kompaß besitzt, wird auch mit einem gewöhnlichen Nürnberger fortkommen. Ein solcher kostet in Breslau 10 sgr., ist in Holz gefaßt und dient zugleich zur Sonnenuhr. Jeder andere Kompaß muß durch ein schickliches Futteral vor Beschädigung des Glases gesichert seyn. | ||
+ | - Schreibematerialien (Papier, Federn, Federmesser), | ||
+ | - Eine dauerhafte, gut verschließbare Brieftasche mit Stift von Schiefer, Zinn oder Silber. | ||
+ | - Für den Botaniker: eine Pflanzentrommel; | ||
+ | - Für den Mineralogen: | ||
+ | - Für den Entomologen: | ||
+ | - Für den Zeichner:\\ eine starke unbiegsame Mappe, die genau in den Tornister paßt, das nöthige Papier und in angebrachten Täschchen Stifte und dgl. enthält. | ||
+ | - Für den Dichter endlich reicht die Brieftasche hin, wenn der Geist über ihn kommt, der durch die Natur selbst, nicht durch poetisirende Handbücher aufgerufen wird. | ||
+ | - Andere Bedürfnisse: | ||
+ | - Vor Allem Geld, für den Tag zur Vorsorge 1 Rtlr., den indeß ein mäßiger Fußgänger bei weitem nicht braucht. | ||
+ | - Ein Paß oder anderes ausweisendes [[wiki: | ||
+ | - Eine Taschenuhr an einer Schnur, Kette oder einem Bande festgehalten. | ||
+ | - Feuerzeug und Licht, zum Besuchen der Höhlen und Burgverließe. Die beste Leuchte giebt 4-6 fach mit der Hand zusammengedrehter Wachsstoff, welcher nicht so leicht durch einen Windzug verlöscht wird. Noch besser ist freilich ein Windlicht, das bei jedem Wachszieher zu haben ist. | ||
+ | - Seife zum Waschen. | ||
+ | - Ein gutes Taschenmesser. | ||
+ | - Nåhnadel und Zwirn, um etwas Zerrissenes alsbald wieder herstellen zu können. | ||
+ | - Kleider- und Schuhbürsten nebst einer blechernen Büchse mit Fettwichse. | ||
+ | - Ein Trinkbecher von Leder oder Resina, fals man es nicht wie Diogenes machen will. | ||
+ | - Barbierzeug, | ||
+ | - Für den Tabakraucher: | ||
+ | - Endlich, wenn man wil, ein Pistol, mit dem nöthigen Schießbedarf, | ||
+ | - Reiseapotheke: | ||
+ | - Ein Stück Talg, gleichviel von welchem Thiere. | ||
+ | - Zwei Paar Schweinsblasen. | ||
+ | - Einige Faden Wolle. | ||
+ | - Ein Stück engl. Pflaster. | ||
+ | - Ein Fläschchen mit kölnischem Wasser oder reinem Kornbranntweine. | ||
+ | - Zucker. | ||
+ | - Weinessig in einer Reiseflasche, | ||
+ | - Limonadenpulver und Pfeffermünzküchlein, | ||
+ | - Lebensmittel belasten den Wanderer ohne Noth, da es in dem stark bevölkerten Gebirge an Wirthshäusern nicht fehlt. | ||
+ | - Höchstens mag man sich eine Wurst oder ein Stück Fleisch mitnehmen, wenn man im hohen Gebirge unbevölkerte Nebenpartien besuchen will. | ||
+ | - Immer aber wird man ein Stück Brot bei sich tragen. | ||
+ | - Kaffee und Zucker findet man bei jedem Dorfkrämer. Freilich Leckerbissen sind nicht überall zu haben; indeß wer dieser nicht entbehren kann, macht auch gewiß keine Fußreise. | ||
+ | **Alle angeführte Sachen werden also verpackt.** | ||
+ | * Der Mantel wird nach preußischer Soldatenart zusammengelegt, | ||
+ | * In den Tornister kommt alles das, was man nicht immer zur Hand haben darf: Kleider, Wäsche und alle übrige Kleinigkeiten. Daß es eine Kunst sey, einen Tornister recht zu packen, wird der erste Versuch bald erfahren lassen. Hauptsache ist, daß Alles in ihm festliege und kein Räumchen unausgefüllt bleibe. Daher wird das ganze Gepäck in einzelne der Länge und Breite des Tornisters entsprechende Pacete vertheilt, diese in Papier eingeschlagen und mit Bindfaden geschnürt, das Zerbrechliche besonders eingehüllt und in der Mitte der Packete angebracht, und das schwerste dieser Pacete auf den Grund des Tornisters gelegt ((Ein solches Packet bildet z. B. die Wäsche, ein anderes die Hose, ein drittes die Schuhe oder Stiefeln )). Die Mappe mit den Schreibe- oder Zeichnenmaterialien wird an den Rücken des Tornisters aufgestellt, | ||
+ | * Der Tornister muß auf beiden Schultern getragen werden, und dicht anliegen. Der Brustriemen ist als höchst schädlich zu verbannen. Die Schwere des Tornisters darf 12 Pfund nicht übersteigen, | ||
+ | * Die anderen Kleinigkeiten werden in den Taschen der Kleider untergebracht. | ||
+ | * Die Brieftasche mit dem Passe steckt am sichersten in der innern Seitentasche der Weste. | ||
+ | * In den äußeren Westentaschen finden Uhr, Feuerzeug und Taschenmesser Raum. | ||
+ | * Die Hosentaschen nehmen den Kompaß und das Ausgebegeld, | ||
+ | * Die Seitentasche des Rockes bleibt dem Reisebuche und der Charte; denn da ist beides stets zur Hand und doch mittels des drüber liegenden Mantels vor dem Regen gesichert. | ||
+ | * Die Hintertaschen des Rockes werden mit dem Schnupftuche, | ||
+ | * Das Reisegeld wird vertheilt aufbewahrt, damit man es nie ganz verlieren kann. Ein Theil wird auf den Boden des Tornisters, ein anderer in die innere Seitentasche der Weste fest gebunden, der zum Ausgeben für den Tag bestimmte allein in die Hosentasche gesteckt. | ||
+ | * So viel möglich, vermeide man alles schlotternde Anhängsel. | ||
+ | * Die mit Weinessig gefüllte Reiseflasche hångt man deshalb über die rechte Schulter und so, daß sie grade unter die Enden des Mantels zu liegen kommt, indem sie so von diesem fest an die linke Hüfte gedrückt und festgehalten wird. | ||
+ | * Des Botanikers Pflanzentrommel wird auf dem Rücken unterhalb des Tornisters getragen, den Riemen über die rechte Schulter, so daß sie nicht nur fest liegt, sondern auch bequem zur linken Seite geschoben und geöffnet werden kann. Sie enthält den Spaten. | ||
+ | * Der Entomolog muß sein Jagdgeräth an die Knöpfe seines Rockes hängen, um es stets zur Hand zu haben. | ||
+ | * Der Mineralog behält den Spitzhammer auf dem Wanderstabe. | ||
+ | * Wer eine Pistole mitnimmt, wird sie zur Vermeidung aller Unannehmlichkeiten dem Tornister übergeben. | ||